Said Burg: „Fotos sind zur Unterhaltung geworden.“

Said Burg (c) Selbstporträt

Durch Social Media haben sich Fotos zu einem persönlichen, schnellen und zugleich aussagekräftigen Werkzeug entwickelt. Mit dem Smartphone knipst jeder nur noch Bilder, um sie dann seiner ausgewählten Öffentlichkeit zu präsentieren. Said Burg (25) hat als Autodidakt vor acht Jahren über den Extremsport zur Fotografie gefunden. Seine ersten Bilder hat er nicht in einem Social Media Netzwerk veröffentlicht, sondern im Pleasure Snowboard Magazin. Sein Repertoire hat sich über die Jahre von der Sportfotografie weiter zur Reportage und Porträtfotografie ergänzt, mit der er sich nun hauptsächlich auseinandersetzt. Eine Webseite hat Said bisher noch nicht gebraucht, um an Aufträge zu kommen. Auf die rege Nachfrage hin, ist sie aber jetzt für nächstes Jahr geplant.

Ich treffe Said im Münchner Café Puck. Die Café-Bar, in direkter Uni-Nähe, war mir bisher trotz meiner regelmäßigen Vorlesungsbesuche nie aufgefallen. Said kenne ich schon seit gut zehn Jahren, damals aber noch als den stillschweigenden Dude, der mit seinen weiten Boarder-Klamotten durch die Straßen Weilheim’s schlenderte. Es ist viel Zeit vergangen und nach ein paar warmen Erinnerungen und kalten Getränken fällt er nun endlich, der Begriff Fotografie.

Said, was bedeutet Fotografie eigentlich für dich?

Bilder. Nein. Spaß bei Seite, also Fotografie ist für mich eine eigene Sprache. Mindestens! Wenn nicht sogar mehr als dass, für Viele sind Fotos zur Unterhaltung geworden. Da brauche ich ja nur auf den Instagram Hype hinzuweisen. Wie es so schön heißt: ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Das finde ich auch.

Bist du selbst bei Instagram?

Nee. noch nicht!
 Facebook reicht mir schon.


Du fotografierst wieder viel analog! Ein rebellischer Aufschrei gegen die Digitalisierung?


Das mag vielleicht ein bisschen so sein, ja. Ich habe mit der Fotografie begonnen, da kamen gerade die ersten digitalen Kameras heraus. Die waren unbezahlbar und ich musste mich daher zwangsweise mit Filmen herumschlagen. 
Heute fotografiere ich nur noch in meiner privaten Freizeit und auf Reisen analog. Ich habe lauter Filmstreifen daheim schlummern und komme einfach nicht dazu, mir endlich einen dieser teuren Scanner zu holen. (lacht) Wahrscheinlich mache ich das erst, wenn ich in Rente bin! Aber so ein Bild gegen das Licht zu halten und dann diese total echten Farben zu sehen, das hat was! 
Vielleicht scanne ich ja doch das ein oder andere Bild ein und veröffentliche das auf meinem Portfolio, welches ich diesen Herbst über fertig mache.

Ich habe gehört, du bist über eine Videokamera zur Fotografie gekommen?

Ja, so hat alles bei mir angefangen! Mit einer Videokamera, welche auch eine Fotofunktion hatte. Ich habe meine Freunde damals beim skaten gefilmt, dann kam die Fotokamera dazu. Nach und nach habe ich mir neues Zubehör gekauft. Tapes zu capturen und zu schneiden war mir mit der Zeit zu nervig und zu viel Arbeit. Ich sitz auch heute nicht gern viel vorm PC, um all die Fotos groß zu bearbeiten.

Wann hast du deine erste Fotokamera bekommen?

Also meine erste Spiegelreflex hat mein Dad Ende der 90er gekauft und zu der griff ich Anfang der 00er also 2001 oder 2002?! Diese Canon EOS 50 hab ich heute noch. Die lag zu Hause herum und da hab ich sie hin und wieder mit zum skaten mit den Jungs mitgenommen.

Du warst schon viel als Sportfotograf unterwegs. Jetzt machst du kaum noch etwas in dem Bereich. Warum?
Das trifft leider zu. Am meisten unterwegs war ich 2009. Jedes Wochenende war ich irgendwo anders, aber meistens in Garmisch beim Boarden mit alten Freunden. Damals waren wir oft bei einem Park auf der Zugspitze. Aber Zeiten ändern sich, wir sind alle älter geworden. Damals waren wir noch in der Schule und hatten viel mehr freie Zeit. Heute muss ich zusehen, wo und wie ich meine Kohle verdiene. Ich mach schon noch hier und da Snowboardshoots, aber nun mal nicht mehr für jeden. Hauptsächlich arbeite ich jetzt mit Leuten zusammen, mit denen mir das Spaß macht und ich weiß, dass etwas Produktives dabei herauskommt! Nachdem es auch in der Sportfotografie nicht mehr so paradiesisch zugeht und auch meine eigenen Interessen sich verändert haben, fotografiere ich nun verschiedenste Motive.

Wo siehst du dich in fünf Jahren?

In Paris, Mailand, New York und Gernlinden. Das sind meine Ziele. Not! Also um ehrlich zu sein, hoffe ich einfach nur gesund an einem netten Ort mit meiner Family zu wohnen und mit Fotografie ein vernünftiges Einkommen zu haben. Ach ja, ein Fotodesign Studium zu absolvieren!? Mal sehen!

Was macht deiner Meinung nach einen guten Fotografen aus?

Er sollte ein Auge für’s Bilder machen haben. Photoshop Skills reichen nicht. Es soll Fotografen geben, die waren davor Grafiker. 
Meiner Meinung nach kommt auch noch der soziale Faktor hinzu! Wenn du als Fotograf kein Gespür für Socialising zeigst – also mit den Menschen mit denen du zusammenarbeitest keine gute Beziehung aufbaust – dann bekommst du auch nicht die guten Jobs. Zumindest sehe ich das so. Leider gibt’s dennoch sehr viele arrogante Fotografen da draußen, die aufgrund Ihrer Referenzen und natürlich ihres Könnens, trotzdem gebucht werden.

Was rätst du einem Laien, damit er ein gutes Foto macht?

Wichtig ist genug Licht und nicht allzu schräge Bildausschnitte. Wenn du auf das Acht gibst, dann kannst du mit deinem iPhone auch schon nette Bilder machen.

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Einblick in Said Burgs Fotografien:

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