Emmanuel Amoako-Jansen: „Es geht immer weiter.“

Emmanuel Amaoko-Jansen (c) Lukas Senoner

Emmanuel Amaoko-Jansen (26) stammt aus Haan und hat in Köln Musikmanagement studiert. In NRW war er hauptsächlich hinter den Kulissen tätig. Eine Stelle im Musikcenter von Pro7 hat ihn im September 2013 nach München ziehen lassen. Ich treffe ihn in seiner Dachgeschosswohnung. Wir sitzen auf seinem Sofa. Rauchen. Trinken Bier. Mein Blick fällt auf seine Musikecke, in der ein Mikro, ein Keyboard und ein Plattenspieler stehen. Ritualisiert setzt er jeden Tag dort seine Kopfhörer auf, schließt die Augen und arbeitet an seinem neuen Musikprojekt Pennedhaus. In seiner Musik und seinen Songtexten verarbeitet er sozio-kulturelle Eindrücke, oft von Reisen – zum Beispiel durch das Heimatland seiner Mutter, Ghana oder den Staaten. Ich darf in die noch unveröffentlichten Tracks reinhören – sie tragen deutlich Emmanuels Handschrift: feinsinnige Melodien, nachdenkliche Texte und experimentelle Kompositionen.

Du bist nicht nur Darsteller in dem Kurzfilm „Contradiction“, den du zusammen mit der jungen Produktionsfirma BWGTBLD gedreht hast, du hast auch die Worte geschrieben, die du dort sprichst. Es sind viele Fragen darunter. Was hast du in deinem Leben bisher am meisten hinterfragt?

Richtig – die Szenen, die von dem talentierten Phillipp Ramhofer aufgenommen wurden, sind an meine verfasste Storyline angepasst. Am meisten hinterfragt habe ich zwischen 18 und 20 Jahren den Sinn des Lebens. Davor habe ich eher nicht über Tiefgründiges nachgedacht. Mittlerweile beschäftigt mich die Frage, warum so viele Leute unter ihren Möglichkeiten bleiben. Ich weiß nicht ob es der Gesellschaftsdruck oder die dadurch ausgelöste Angst ist. Mir selber stelle ich die Frage, was ich tun kann, um mich als Mensch zu verbessern. Das reicht von eher oberflächlichen Themen wie Sport treiben, um Gesund und Fit zu bleiben, bis hin zu Gestaltungen von beispielsweise dem Kurzfilm „Contradiction“ um andere Leute zu inspirieren und Menschen daran zu erinnern, dass es immer weiter geht, egal wie schwer es eine Zeit lang sein kann.

Glaubst du an das Schicksal oder nimmst du die Sachen selbst in die Hand? Oder würdest du sagen, das eine schließt das Andere nicht aus?

Mittlerweile kann ich von mir sagen, dass ich ein Macher bin. Das war aber nicht immer so. Und ja, ich glaube ziemlich stark an das Schicksal. Aber ich würde es so beschreiben: Wenn man ein Ziel hat und hart dafür arbeitet, dann habe ich selbst erlebt, dass sich Situationen ergeben, die einem im eigenen Vorhaben weiter bringen. Natürlich gibt es aber auch bestimmte Ereignisse die eine bestimmte Entscheidungsrichtung beeinflussen.

Dein frisch aus der Wiege gehobenes Musikprojekt „Pennedhaus“ gibt auf Soundcloud einen Vorgeschmack in den „Rough Edit“ von #Neverythingsfine. Was hat es mit diesem Titel-Wortspiel auf sich?

Es ist ein sozial kritisches Lied. Ich kann mich noch ganz genau dran erinnern, als ich das Instrumental im Studio gehört habe und dann den Text in ca. 10 min geschrieben habe, weil ich mich zuvor am selben Tag mit guten Freunden über das Agenda Setting der Medien unterhalten habe und wer alles so als Buh-Mann dargestellt wird.
Zu oft werden unterschwellig Meinungen propagiert – sei es Klassenfragen oder Rassismus etc. Obwohl der Titel #Neverythingsfine nicht sehr positiv klingt, soll das Lied eine positive Wirkung haben. Leute sollen nachdenken.

Was bedeutet „Pennedhaus“?

Pennedhaus bedeutet das geschriebene Haus. Jeder macht Sachen in seinen vier Wänden – die man draußen nicht unbedingt machen würde. Ich schreibe über Ereignisse und Gedankenvorgänge, über die ich nicht unbedingt so detailliert und explizit reden würde. Also ist das Pennedhaus auch ein Ort, an dem ich mich komplett aus dem Fenster lehne und mich sicher fühle – meine Comfort Zone – schön musikalisch verpackt.

Welcher Moment hat deinen musikalischen Werdegang geprägt?

Meine Mutter sowie mein Vater stammen aus Ghana. Mein Vater wurde noch im späten Alter, von einer deutschen Frau – meiner Oma – adoptiert. Meine Mutter ist in den 80er Jahren nach Deutschland eingewandert, dafür musste sie langjährige Vorarbeit leisten. Sie und sehr viele andere Leute aus Ghana, kamen nur mit dem Nötigsten hier her. Ich bin zwischen beiden Kulturen groß geworden. Meine Mutter war dann seit meinem 3. Lebensjahr alleinerziehend – aber sie hat immer hart dafür gearbeitet, damit wir ein besseres Leben haben. Sie hat immer sehr viel Wert darauf gelegt, dass ich viel herum komme, was anderes sehe als NRW, weil sie es in ihrer Kindheit nicht konnte. Meinen 13. Geburtstag haben wir bei meiner Tante in New York verbracht – ich kann mich noch genau an eine Taxifahrt erinnern, es lief im Radio: „The Boy is Mine“ von Brandy & Monica. Für mich war dieser Urlaub in der Millionenmetropole prägend.

Hast du eine Strategie, wie du in der Münchner Musikbranche auf dich aufmerksam machen willst?

Ich denke da eher nicht lokal, sondern global. Aber am wichtigsten ist erst einmal, dass meine Musik für sich spricht. Es geht mir mehr um Philosophie, statt um Strategie: „Elevate your mind and be kind to those who dont think alike!“ Aber natürlich plane ich auch, in nächster Zeit hier ein paar Gigs oder auch Mal aufzulegen.

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Pennedhaus auf Facebook

Der Kurzfilm Contradiction:

CONTRADICTION | GERMAN from BWGTBLD on Vimeo.

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Foto: Luca Senoner

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