#1 Florian Tenk

Selfie – ein so neues und doch nahezu abgenutztes Wort. Aus dem Wortschatz und Lebensalltag ist es nicht mehr wegzudenken. Aber die immer gleiche Pose? Wir bitten jeweils Künstler um ein Selbstporträt und ihre Gedanken, die ihnen beim machen durch den Kopf gehen:

Florian Tenk, 27, studiert Fotografie bei Prof. Dieter Rehm an der Akademie der Bildenden Künste München. Seine Fotografien zeigen viel Haut – von Männern. 2014 war er Stipendiat der „Jubiläums-Stipendien-Stiftung zur Akademie der Bildenden Künste“. Die Jury begründetet die Entscheidung mit „seiner Konsequenz als auch seiner Begabung, Sinnlichkeit mit intellektueller Reflektion zu verbinden.“ Sein Instagram-Account erscheint wie eine filigran zusammengesetzte Geschichte von intimen Begegnungen und dem Austarieren von Bindung und Abhängigkeit.

FlorianTenk
„Auf dem Weg den Berg nach oben kommt mir ein Mann mit einer Weinflasche entgegen, er pisst an den Straßenrand und zeigt auf das Bild eines Geistes. Es hängt einmal groß an der Wand und steht einmal davor, klein, auf dem Tisch. Doch die beiden Bilder sehen sich an, das Schwarze im Auge. Wenn die Augen schwarz sind, bleibt die Wahrheit nicht verborgen. Zwischen Wand und Tisch, vor dem Mann mit der Weinflasche, trifft das hängende das stehende Bild. Zwischen Ober- und Unterwelt treffen sich die Blicke. Die Blicke entscheiden, ob es um die Sehnsucht gehen wird, den Dingen, die man auf den ersten, verschwommenen Blick sieht, eine neue Standhaftigkeit zuzusprechen, die sich die Frage nach der Wahrheit gar nicht mehr stellt. Eine Sehnsucht, das Leben durch einen dekonstruierenden Blick zu bereichern.“

 

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