#14 Alina Grasmann

Selfie – ein so neues und doch nahezu abgenutztes Wort. Aus dem zeitgenössischen Wortschatz und Lebensalltag ist es nicht mehr wegzudenken. Aber die immer gleiche Pose? Wir bitten jeweils Künstler um ein Selbstporträt und ihre Gedanken, die ihnen beim machen durch den Kopf gehen:

Alina„I’ve got me under my skin / I´ve got my skin over me // δέρμα [derma] gr. – Haut / Du bist das größte Schutzorgan / des menschlichen Körpers. / Grenze zwischen innen / und aussen // lat. Cutis, cutis – Haut, Leder / Du dienst der Aufnahme von / Berührungsreizen und der / Schmerzempfindung / Schutzorgan // Repräsentationsorgan, / ich erröte, / bekomme Gänsehaut, / werde gestreichelt // I´ve got me under my skin²“

Alina Grasmann, 26, studiert Malerei an der Akademie der Bildenden Künste München bei Karin Kneffel und war für ein Gastsemester an der Wiener Universität für angewandte Kunst bei Gabriele Rothemann. Ihr Selfie zeigt sie eingewickelt in ihre Arbeit mit dem Titel „Under my skin“ von 2013: Eine Foto-Patchworkdecke aus Satin und Baumwolle, zusammengesetzt aus Makroaufnahmen ihrer eigenen Haut. Das Selbst und die Haut als Oberfläche tauchen in ihren Werken wiederkehrend auf. In kleinen Ölgemälden (12 x 30cm x 40cm) malt sie Momentaufnahmen von sich und ihrem Leben, die Andere mit ihrem Smartphone abfotografieren und sofort auf Instagram stellen würden. Alina verzichtet auf Veröffentlichungen auf der schnelllebigen Plattform und zieht sich stattdessen nicht nur unter ihre Hautdecke zurück, sondern auch unter transparente Stoffe, die einhüllen aber zugleich durchlässig sind. Stofflichkeit in ihrer Skulpturalität, die Haut als „Grenze zwischen innen und aussen“ – der Hauch von einer Grenze. Wo beginnt das Selbst und wo hört es auf?

There are 2 comments

  1. Martin

    Schönes Portrait. Und Respekt für die Künstlerin, sich die Zeit zu nehmen. Instagram als schnelllebig abzukanzeln ist einfach, aber für viele ist es erst Reflexionsimpuls. Man schießt mehr Bilder, weil es so fix geht, erhält positives Feedback für die Selbstdarstellung – und merkt dann aber plötzlich, was dieses „selbst“ überhaupt ist, da es vor einem „steht“.

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