Veronikas Jahresrückblick 2016

Hier sind wir also. Am Ende von 2016. Für viele ein endlich, für mich ein: was jetzt schon? Ich kann mich nicht erinnern, dass für mich ein Jahr schneller vergangen ist als dieses.

2015 hatte ich im Jahresrückblick für mich festgestellt, dass mir das Reisen außerhalb Deutschlands gefehlt hat. Also habe ich im Januar einen Flug für März nach Kolumbien gebucht. Ich bin in Cali gelandet und von dort mit dem Bus für eine Woche nach Ecuador gefahren, um dort Familie und Freunde zu treffen. Wobei eine Woche Ecuador viel zu kurz war. Dann bin ich mit dem Bus zurück nach Cali und von dort aus nach Medellin geflogen, um mich mit Christoph zu treffen. Wir waren zusammen noch in San Jéronimo, Cartagena und Playa Blanca. Fotos und einen kleinen Bericht gibt es hier. Christoph hatte einen früheren Rückflug und darum habe ich noch die Künstlerin Nora Renaud in Bogotá besucht. Aus diesen fünf geplanten Tagen wurde dann ein Monat, über den ich hier auf der Selbstdarstellungssucht auch ein Diary geschrieben habe. Insgesamt war ich 2016 viel unterwegs: neben Ecuador und Kolumbien war ich in Frankreich, in der Schweiz, in Norwegen und in Schweden. Nach dem Sommer hatte ich mein Reisekontingent schon vollkommen ausgenutzt, obwohl ich noch in Reiselaune war. Sehr schnell hat sich dann das Gefühl eingeschlichen, in die gehabten Alltagsstrukturen zurückzufallen. Was bei mir so viel bedeutet wie zu viel Internet, zu wenig echtes Abenteuer da draußen im Real Life. Darum war ich dann auch noch ein paar Mal in Berlin und ein Mal in Frankfurt.

Aber insgesamt war ich 2016 sehr viel mehr in der Natur – vor allem im Wald – als die letzten Jahre, weil wir Familienzuwachs bekommen haben: Trotzki. Der hatte sich im Februar einfach in unser Herz geschlichen und ist nun nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken. Er hat einen eigenen Instagram-Account bekommen und der nächste große Traum ist eine Busweltreise mit Hund – allerdings bedeutet das für 2017 erst ein Mal viel arbeiten, viel sparen und viel mit dem Thema „Wie reise ich mit Hund“ auseinandersetzen. Denn das Eine schließt ja angeblich das Andere eher aus, aber das will ich einfach nicht einsehen.

Aber keine Angst, das hier wird kein Hundetagebucheintrag, obwohl ich mich zu einem Whippet-Nerd entwickle und sogar schon extra mit Trotzki in den Windhunderennverein fahre.

Also, weiter: Was habe ich 2016 erkannt?

2015 hatte die Selbstdarstellungssucht ein Überfliegerjahr. Trotzdem: Anfang 2016 haben wir das Kernteam als Dreiergespann nicht mehr halten können. Nach dem Kreativpiloten Preis hatten wir zu viele Auseinandersetzungen um die Zukunft des Blogs, die wir im besten Willen nicht auf einen gemeinsamen Nenner bringen konnten. Diese Wochen waren für mich (und uns alle) sehr belastend und ich hatte es nicht für möglich gehalten, aber ich wollte den Blog am liebsten aufgeben. Im Endeffekt habe ich das natürlich nicht, aber ich habe Abstand gebraucht. Es war also dieses Jahr ruhiger hier. Ich habe gelernt, wie schwer es ist, von einem aus Idealismus gestarteten Projekt zu einem Business werden zu wollen (sollen).

Die Selbstdarstellungssucht hatte ich angefangen, weil ich meinen Ort der Freiheit wollte, eine Publikationsplattform, bei der ich unabhängig von einem Chefredakteur entscheide, was ich schreibe und veröffentliche. Je mehr wir aber zu dritt an einer Professionalisierung gearbeitet haben, desto mehr waren wir uns gegenseitig Kontrollinstanz. Was auch viele Vorteile hatte, weil wir uns motiviert haben, über uns selbst hinausgewachsen sind, allerdings: Im Rückblick habe ich für mich erkannt, dass unser höchster Wert, der uns zusammengeführt hatte, Schreibfreiheit war und wohl auch so noch immer ist. Und Selbstbestimmung über die Auswahl der Inhalte. Eine Balance zum journalistischen Tagesgeschäft. Ein stilistisches Selbstfinden.

Und im genauen Gegensatz dazu, trotz all der Freiheitsliebe: Ohne Commitment geht letztendlich gar nichts. Um ein Projekt, an dem mehrere Parteien beteiligt sind, auf Dauer gut umzusetzen, braucht es eine gute Balance zwischen der Freiheit der Einzelnen und einer guten Portion Selbstverpflichtung und Hingabe zur Sache. Und vorallem, Rahmenbedingungen, mit denen die Einzelnen grundsätzlich zu Recht kommen. Ich konnte mich vor diesem Jahr nicht so richtig mit Rahmen, Bedingungen und Selbstverpflichtung anfreunden, wollte lieber spontan ins Jahr hineinleben und schauen, was es bereithält. Tatsächlich habe ich 2016 doch noch einen Versuch gestartet diesen Begrifflichkeiten weitmöglichst aus dem Weg zu gehen, um dann aber mit der Arbeit an meinem 100for10 Buch „About nature, about life“ doch genau dort anzukommen. Ich habe also 2016 erkannt, dass ich mich sehr wohl für längere Projekte Selbst verpflichten kann und auch noch Spaß daran habe, das auch durchzuziehen.

2017 wird für mich das erste Jahr, in der mir Struktur und Planung wichtiger sein werden, als Selbstfindung und die Suche nach irgendetwas, weil ich in Kolumbien gelernt habe, was es wirklich bedeutet, sich auf seinen eigenen Weg zu machen bzw. ihn auch zu gehen.

Mein Lieblings-Instagram-Bild ist dementsprechend die Zeichnung „Passiflora“ – die auch in „About nature, about life“ abgedruckt ist. Diese Blume bringt für mich so vieles auf den Punkt. Weiblichkeit und Stärke. Schöpfungskraft. Natur. Fokussierung.

Mein schönstes Blogerlebnis war für mich die (Wieder-)Entdeckung von Laure Prouvost auf der abc in Berlin. Ich habe mir Vorort noch ihren neuesten Katalog gekauft und war in Frankfurt in ihrer Ausstellung im MMK.

Und weil es nicht direkt ein Blogerlebenis war, sondern mehr eines in meiner künstlerischen Karriere und in dieser ein absolutes Highlight, darf hier natürlich meine Performance im Cabaret Voltaire in Zürich im Rahmen der Manifesta nicht fehlen. Aber dazu gab es ja auch das ganz spezielle Rainbow Manifesta Absinth Diary hier.

Mein liebstes Künstlerselfie war das Jubiläumsselfie von Daniel Chluba – seine Kunst macht einfach Spaß und ist so schön selbstironisch und kunstbetriebskritisch:

Lied des Jahres ist dieses Jahr eher Soundcloud-Set des Jahres und damit ein Set von Voodohop, das ich mir am liebsten anhöre, wenn sich übertriebene Leistungsdruckgedanken in meinen Kopf einschleichen und ich diese los haben will:

Mein Buch 2016. Ich habe in keinem Jahr so viele Bücher gekauft und nur angelesen, wie in diesem Jahr. Bücher türmen sich auf meinem Nachtkästchen, um meinen Schreibtisch, im Wohnzimmer, in meinen Rucksäcken sind sie versteckt. Matthew Austin hatte mir „The War of Art“ von Steven Pressfield empfohlen, das habe ich dann in einem Ruck gelesen, weil der Untertitel des Buchs „Break Through the Blocks and Win Your Inner Creative Battles“ mich sofort hatte. Das Buch ist sehr unterhaltsam geschrieben und ich denke, jeder Kreativ/Kunstschaffende wird sich hier auf einigen Seiten wieder finden. Ich habe darin ein Mal mehr herausgefunden, dass dieses Internet mein schlimmstes Prokastinationswerkzeug ist.

Lieblingsoutfit war ein schwarzes, langes Kleid von Cos. Das habe ich rauf und runtergetragen, wann immer es einigermaßen warm war:

Der meistgelesenste Artikel, den ich dieses Jahr verfasst habe, waren die 3 Fragen an Judith Neunhäuserer – über die von ihr organisierten Ausstellungen im Treppenhaus eines Mehrfamilienhauses in Neuperlach und damit ihre Initiative gegen Münchens Sauberstadt Image. Dieses kleine Interview war für mich ein sehr spannender Einblick in die Münchner Kunstszene, bei der ich dieses Jahr ein eher seltener Gast war.

Nun dann 2016, du turbulentes Jahr, das war es dann wohl wirklich mit uns. 2017 und die Selbstdarstellungssucht? Auf meinem Schreibtisch liegen Seiten voller Notizen, Erkenntnissen, Ideen für den Blog und in der Zukunft sehe ich Arbeit. Viel Arbeit, aber Arbeit die Spaß macht!

Und dann sehe ich da noch mein Diplom in Medienkunst im Februar und im September das Castello Festival

There are 2 comments

  1. Doris Talbot-Dräxler

    Excelente capacidad narrativa asociada al arte de construir identidad de información fotográfica y expresión corporal. Me encanta la manera de transmitir tu trabajo cotidiano.
    El pan de cada dìa, nos haces saborear, y nos dejas con las ganas de más.

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