Miriam Schaaf: „Alles ist relativ zufällig.“

Miriam-Schaaf©Natalie-Mayroth

Miriam Schaaf, Modedesignerin und Gründerin des Labels Schaaf – ist eine die ihrer Heimatstadt treu bleibt. Ihre Mode ist gemacht für selbstbewusste Frauen und Männer, die offen sind für exzentrische Formen. Schaaf ist ein Münchner Kind, gehört zu dieser Stadt, und funktioniert hier so wie nirgendwo anders.

Viele Reisen und Arbeitserfahrung in China und Mexico City haben Miriams Einstellung zur Modeproduktion nachhaltig geprägt. Bisher ging jedes Kleidungsstück, dass aus eigener Produktion gefertigt wurde, auch durch ihre Hände – Produktionen im fernen und billigen Ausland will sie auch in Zukunft vermeiden. Neben einer jährlichen Haute Couture-Kollektion, erarbeitete sie sich vom Item of the Month hin zu einer zweiten Kollektion im Jahr. In dieser Kollektion überarbeitet sie die Laufsteg-Stücke so, dass sie für jeden tragbar werden und auch für einen kleineren Geldbeutel bezahlbar sind.

Angefangen hat Miriam mit Mode für Männer, inzwischen entwirft sie Frauen-Kollektionen, die hin und wieder auch von Männern getragen werden. Ergänzend zu ihrer avantgardistischen Linie Schaaf, gibt es unter dem Label „I REALLY DON`T KNOW“ sportlichere Teile. Am vergangenen Samstag, den 15.12.2012 hat Miriam Schaaf in ihr Atelier und Showroom im Westend eingeladen, der nun auch offiziell ein Mini-Store ist.

Miriam, wenn man deinen Laden betritt, blitzt es einem sofort ins Auge – „I REALLY DON`T KNOW“ – was hat es damit auf sich?

Das ist ein Zufallsprodukt und mittlerweile sozusagen die Streetwearline von Schaaf. Als ich in mein Atelier eingezogen bin, wusste ich zunächst noch nicht so genau was hier jetzt passieren wird. Mein Masterplan war noch nicht so weit, wie er es jetzt mit meinem Laden ist. Damals habe ich in großen Buchstaben mit Tape „I REALLY DON`T KNOW“ an meine Fensterscheibe geklebt. Kurz darauf kam jemand in den Laden und wollte diesen Spruch auf ein Shirt gedruckt, so kam es zum ersten Print und die Idee wurde fortgeführt. Aber eigentlich steckt mehr dahinter, für mich ist es das Gefühl unserer Generation, die Orientierungslosigkeit – es fällt einem schwer seinen Weg zu finden, sich festzulegen. Kein weiß mehr was er in fünf Jahren macht, alles ist relativ zufällig.

In deinem frisch eingeweihten Mini-Store verkaufst du außer „I REALLY DON`T KNOW“ auch viele andere Sachen, die so nicht in deinen Kollektionen vorkommen, die man aus der Presse und dem Laufsteg kennt?

Am Anfang hatte ich nur mein Kunstprodukt die Image-Kollektion, für die ich in der Presse auch sehr viel Aufmerksamkeit bekomme. Sie ist aber schwer zu verkaufen, da sie für die Bedürfnisse auf dem Laufsteg angepasst ist und somit keine klassische Verkaufskollektion ist. Ich habe mir daher jeden Monat, ein Kleidungsstück aus der Image-Kollektion ausgesucht, das Item of the Month und dieses Stück überarbeitet, um es tragbarer zu machen, es sozusagen auf die Straße herunter gebrochen. Diese Überarbeitungen sind nun Bestandteile meiner zweiten Kollektion im Jahr. Das ist die Verkaufskollektion für den Laden, den Onlineshop und den Weiterverkauf. Diese Lieblingsteile sind sehr tragbar, ich habe sie nach und nach auf- und weitergearbeitet. Vor allem die Größen und extremen Weiten sind angepasst. Dieses Prinzip werde ich in Zukunft auch mehr verbinden, das Zusammenspiel der zwei verschiedenen Kollektionen. Im Frühjahr kommen dann aus Venus Metallica die nächsten Kleidungsstücke zur Verkaufskollektion hinzu.

venus-metallica_miriam-schaaf©Alescha-Birkenholz

Dein Label Schaaf wächst. Gleichzeitig arbeitest du weiterhin als Dozentin an der AMD und bist am Haus der Kunst tätig? Wie bekommst du all das unter einen Hut? 

Schaaf nimmt viel Zeit in Anspruch, aber hinter mir steht mein Team, vom dem ich großartige Unterstützung bekomme: Mein Geschäftspartner; und Markus – Mädchen für alles – als fester Kern sowie weitere (Ex-)Praktikanten und Freunde. Der Lehrauftrag an der AMD, auf der ich selbst einmal studiert habe, nach meiner Schneiderausbildung, bereitet mir große Freude. Es ist spannend Leute zu begleiten, die gerade einen kreativen Prozess erleben. Modedesign und technisch Zeichnen unterrichte ich dort. Das Zeichnen ist leichter zu unterrichten, denn hier gibt es ein klares Richtig oder Falsch. Beim Design ist das schwieriger. Es gibt manchmal Dinge die nicht einfach in Worte zufassen sind. Im Haus der Kunst bin ich Anfang des Jahres ausgeschieden, da es sich zeitlich nicht mehr ausgegangen ist, aber ich habe dort oft Ruhe und Inspiration geschöpft.

Auf der Fensterscheibe deines Ladens ziert nicht nur der bekannte Spruch die Glasscheibe, sondern auch dein Logo mit dem Doppel-Adler…

Der Doppel-Adler ist inspiriert von meinen Wurzel ins Sankt Petersburg, ich wollte damals dieses Motiv aufgreifen und daraus etwas Neues machen, dadurch dass er sich selbst anblickt bedeutet es etwas anderes: er ist in sich gekehrt und reflektiert. Das ist ein anderes Symbol, nicht politisch aufgeladen wie das bei den Landesflaggen ist. Obwohl meine Eltern nicht mehr in Russland geboren sind, hat dieser Teil meiner Familie mich sehr beeinflusst.

Am 14. Januar ist es wieder so weit: Berlin lädt zur Fashion Week, was bekommen wir von dir zu sehen?

Ich selbst fahre eigentlich immer nur einmal im Jahr zur Fashion Week nach Berlin und das ist im Sommer. Man sieht viele junge Kollektionen, aber ich bin kein Fan mehr davon. Die Fashion Week finde ich sehr überlaufen und unübersichtlich, aber es hat natürlich einen großen Spaßfaktor vor Ort zu sein. Ich habe für mich beschlossen, dass ich die Fashion Week nicht brauche. Es gibt auch andere Wege bekannt zu werden. Ich bin auch nicht so der derbe Berlin Fan. Das ewige München-Berlin Thema ist irgendwie ausgelutscht. Ich glaube schon, dass man als Modedesigner in Berlin erfolgreich sein kann, aber Schaaf ist nichtsdestotrotz ein Münchner Kind. Das Handwerk ist traditionell, ich berufe mich auf das was es schon seit sehr langer Zeit gibt: Kleidung selbst herzustellen. Mir fällt es unglaublich schwer jemand anderen meine Sachen nähen zu lassen. Ich habe da meine Vorstellungen und bin sehr perfektionistisch.

Lehnst du also Produktion im Ausland komplett ab?

Ich versuche mein Bestes zu geben, um in Deutschland zu bleiben. Ich weiß nicht, ob ich auf ewig meine Kleidungsstücke selbst produzieren kann, aber es ist eine faire Basis. Ich bin da in letzter Zeit wirklich abgeschreckt über die Vorkommnisse in Bangladesch. Als ich in China war, habe ich die Produktionskultur dort live miterlebt. Ich finde das absolut verachtenswert, da muss definitiv etwas dagegen getan werden. Auch wenn meine Arbeit nur ein kleiner Schritt vorwärts ist. Mir ist es super wichtig, dass die Produktion fair abläuft. Momentan ist es mein Weg dieses Ideal weiter zu entwickeln.

Was hat sich seit der Gründung Schaafs 2009 bei dir getan?

Ich habe in den letzten drei Jahren meinen persönlichen Master gemacht. Alleine schon ein Label zuführen, diese Herausforderung habe ich angenommen. Ich glaube da hat sich einiges getan. Meine Mode ist in erster Linie viel tragbarer geworden. Ich hab ja eigentlich mit einer Jungslinie angefangen und wollte ziemlich abgefahrene Mode in München machen. Das hat sich mehr und mehr in eine feminine Linie überlagert – jetzt mache ich eine reine Frauenkollektion. Es gibt allerdings auch Männer die einige meiner Teile sehr gerne tragen. Ich habe den Laden nun auch gezielt Mini-Store genannt, da ich nicht auf die Türe schreiben wollte Schaaf-Lieblingsteile, die es hier eigentlich gibt. Was für mich charakteristisch ist, das ist Dinge entwerfen, die nicht festgefahren zu einem anderen Part getragen werden müssen, so dass jeder frei ist sie zu kombinieren. Mir ist wichtig sehr hochwertige Produkte zu machen, die eine Qualität in der Stofflichkeit und dem Schnitt besitzen. Ich lasse andere gerne darüber entscheiden wie sie die Mode einordnen, dann fallen auch schon einmal Presseaussagen über Schaaf wie „androgyn minimal Glamour“, das finde ich nun aber fast schon wieder ein bisschen zu viel. 

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Der Schaaf Mini-Store in der Landsberger Straße 51 ist offiziell ab dem 20. Dezember von Donnertag bis Freitag von 14-19 Uhr sowie am Samstag von 11-16 Uhr geöffnet.

Eindrücke von der Mini-Store Eröffnung:

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Unter allen, die uns im Kommentarfeld bis 31.12.2012 verraten, was sie wirklich nicht wissen, verlosen wir einen schwarzen Baumwollbeutel mit I REALLY DON`T KNOW-Print!

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