Eliot: „Als der Rechner noch als Satan verschrien wurde, habe ich mir schon Photoshop beigebracht.“

Sticken und Beatboxen? Graffiti und Geldverdienen? Passt nicht zusammen? Passt doch! Aber nur bei Eliot von Bummtschak alias Beatbox Eliot alias Supereliot. Obwohl gebürtiger Münchner, scheint ihm ein gewisser Schopflöffel voll amerikanischen Pioniersgeist mit der Muttermilch eingeflößt worden zu sein. Seine Eltern rufen ihn bis heute Markus, aber seit er 15 Jahre alt ist, kennt er sich selbst eigentlich nur noch als Eliot. Ob ihn zu diesem doch sehr englischen Namen wirklich Disneys Schmunzelmonster „Elliot“ inspiriert hat, sei dahin gestellt – sein Skype-Avatar schmückt es jedenfalls. „Der Film um Elliot war meine erste Kinoerfahrung, aber mich schreibt man ja nicht mit zwei „l“.„, erklärt Eliot.

Prägend scheint diese Kinoerfahrung jedenfalls gewesen zu sein, denn sein beruflicher Werdegang war immer wieder mit 3D-Animations Projekten für Computerspiele und Kinofilm durchwebt. Als der 3D Film noch in den Kinderschuhen steckte, hat er bereits als Supervisor, Production Coordinator oder Production Manager unter anderem zum Beispiel bei den „Fürchterlichen Vier“ mitgewirkt. Er selbst war auch Mitgründer eines Unternehmens, dass sich auf Multimedia und 3D Animation spezialisiert hatte. Und das, obwohl er auch mit 15 Jahren beschlossen hatte, mit Graffiti Geld zu verdienen und die Schule zu schmeißen. „Als ich meinen ersten Auftrag damals hatte und dafür 600 DM bekommen habe, da hat mich Schule gar nicht mehr interessiert – ab da war mir klar, dass ich von dem Leben können will, was mir Spaß macht!„, erzählt Eliot.

Seine Eltern überredeten ihn aber noch dazu, die Realschule abzuschließen und eine Ausbildung an einer Grafiker-Schule zu machen. „Das hat mich aber total unterfordert. Zum Glück hatte ich mit meinem damaligen Lehrer einen Deal, dass ich auch alleine an den Mac im Klassenraum durfte – da habe ich mir dann PS 1.5 selbst beigebracht und alles was ich noch wissen wollte, als alle anderen noch den Rechner als „Satan“ verschrien haben.“ In dieser Zeit hat Eliot seine ersten Computer Comics gemalt, in denen sein Mitbewohner Scunk und er selbst als Super- bzw Antihelden Abenteuer durchleben.

Bis in die Mitzwanziger hat Eliot eine Menge ausprobiert, Graffiti-Projekte mit fünfstelligen Fördergelder koordiniert, mit Graffitigrößen wie Loomit zusammengearbeitet, in Axel Krölls Studio mit Ton und Multitracking experimentiert und das Beatboxen für sich entdeckt. Eliot gilt als Mitbegründer des Beatboxens und als etablierende Kraft dieser Technik. „Das war eine Wahnsinnszeit. Wir haben eine Compilation aufgenommen und plötzlich waren wir mit allen großen Labels im Gespräch. Von BMG zu Jive. Zu der Zeit ging mit der Musik noch was. Internet war im Arsch, aber von der Musik konnte man noch leben.“, stellt er dar. Eliot hat bis heute mit vielen Musikgrößen zusammengearbeitet, von den Black Eyed Peas hin zu Bauchklang.

„Leider war es mit dem 11. September schlagartig zu Ende mit dem gut florierenden Musik-Business und ich habe keinen Plattenvertrag mehr bekommen. Ich musste mir also einen Plan B überlegen.“, fügt er hinzu. Eliot ging zurück zum Animationsfilm. „Ich habe für Happily N`Ever After mit echt crassen Leuten zusammengearbeitet, die haben in Herr der Ringe oder bei Spiderman mitgearbeitet.“, erzählt er. Aber so richtig glücklich machte ihn das Arbeiten beim Film nicht mehr: „Mir ist es immer wieder passiert, dass sehr viele Menschen bei einem Projekt Mitsprache und Entscheidungsrechte hatten, die eigentlich von der Technik und den Prozessen keine Ahnung hatten! Ich konnte das mit meinen Qualitätsansprüchen irgendwann nicht mehr vereinbaren!“

Da kam Eliot ein Werbeauftrag, bei dem sein Beatbox-Können gefragt war, gerade recht: „Ich habe für ein Jahr vorverdient und das war der Startschuß, der es mir ermöglicht hat, mich nur auf meine eigene Kunst und meine Qualitätsansprüche zu konzentrieren!“ Das war Ende 2008. Seine erste Arbeit war ein Roboter – mit Schablone und Dose gemalt und bestickt. „Der war sofort verkauft, das hat mich bestätigt. Ab dann habe ich immer wieder während den Film-Projekten am Wochenende wie ein Wahnsinniger gestickt und als ich dann nur Zeit hatte für Kunst, dann wollte ich natürlich mit Pauken und Trompeten in die Kunst-Welt einziehen.“, schildert Eliot. Zusammen mit Akim Walter organisierte er im Hip Hop Haus Berlin eine erste Ausstellung, die Geezer Graf Gala, zusammen mit BASE23 und EVOL. „Ich kannte einige Leute und wir haben dafür mehr als 2000 Poster in Berlin plakatiert.“ Seitdem ist Eliot viel unterwegs in Berlin, München, Dortmund oder Wien. Seine Arbeiten waren zu sehen bei der ATM Gallery, Party Arty Gallery, Galeria Autonomica oder der Stroke.

ATM gallery BERLIN @ STROKE 04 Munich 2011. artworks by EMESS / ELIOT

Es sind Arbeiten, die spürbar im Graffiti verwurzelt sind, aber sich mehr und mehr davon lösen. Beschreibt die Serie „Opus 1“ noch Elemente und Werkzeuge, die für Eliot als Graffiti-Künstler unabdingbar sind, löst er sich mit den „Mascaras“ oder dem neuesten Werk, dem bestickten Kuhschädel immer mehr zu einem ganz eigenen Stil. Aber eines haben seine Arbeiten gemeinsam, sie spielen stets mit einem populistischen Moment. „Ich beschäftige mich gerne mit Massenphänomenen, will aber dann darin dieses Gewisse „One in a Million“ finden.“, beschreibt Eliot.

Auf der Suche nach „One in a Million“ ist ein Sammler bei Eliot definitiv an der richtigen Adresse – er selbst ist schon ein absolut exzentrischer Charakter, der tatsächlich gleichzeitig „Schnitzelsemmel“ und „Iced Rainbow“ schmackhaft machen kann. Eine gewisse Kitschigkeit könnte man Eliot vorwerfen, aber sein Sinn für Humor klebt all seinen süß-fettigen Dingen ein Augenzwinkern auf.

Hier zu Eliots Portfolio: http://www.supereliot.de/

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