Eingebildete Männlichkeit von Philipp Gufler


Philipp Gufler zeigt seit Dienstag dem 24. April bis einschließlich 11. Mai jeweils von 12 Uhr bis 20 Uhr in der Akademie Galerie München, U-Bahnhof Universität Zwischengeschoss die Ausstellung „Eingebildete Männlichkeit“. Mit seiner Videoinstallation greift er verschiedenstes Bilder und Ideen von Männlichkeit aus der Kunstgeschichte auf und setzt sie in Dialog mit seinen eigenen.

Die Wände der Akademie Galerie hat Philipp für die Ausstellung „Eingebildete Männlichkeit“ Weinrot gestrichen – mit weißen Auslassungen – der Einladungsflyer bildet den Plan dazu ab. Drei Gäste diskutieren Vorort über die Wandgestaltung, einer in der Gruppe bemerkt ein wenig ignorant: „Hm – ich glaube an den weißen Stellen hingen in der Ausstellung davor wohl noch Bilder.“ Nein, tatsächlich sind die blanken Flächen vom Künstler so gewollt – sie bilden im Originalmaßstab symbolisch die in der Videoinstallation zitierten Werke ab.

Philipp hat für das Video ausgewählten Arbeiten in Kontext von Männlichkeit auf transparenten Stoff gesiebdruckt. Er spannt die bedruckten Stoffe nacheinander auf und ab und wirft sich dahinter in Alltagsposen. Mal raucht er, Mal überschminkt er großflächig mit rotem Lippenstift seinen Mund. Prägnant ist vorallem die Szene, in der er sich, überlagert von G. Wearings Fotografie „I´m desperate„, eine Krawatte bindet. „Ich finde genau diese Bild so schön, weil der verkörperte Geschäftsmann durch die Überlagerung plötzlich verletzlich wird.„, erklärt Philipp.

In einer späteren Sequenz im Video hat Philipp alle Tücher abgehängt und liegt nackt auf einer Silberfolie im Raum. Ein Mann mit einer Grauhaar-Perücke tritt ein, greift zu einem Sieb mit einer Belichtung von Andy Warhols „Double Elvis“ und streicht das Elvis-Bild mit schwarzer Farbe durch den Sieb auf Philipps Körper. „So ein Elvis-Siebdruck-Porträt als Tattoo würde mir schon gefallen.„, schmunzelt er.

Die ersten Ideen zu der Ausstellung „Eingebildete Männlichkeit“ hatte Philipp während eines Aufenthalts in Amsterdam, dort hat er sich auch mit Jerry Girl, einem Transvestit getroffen und ein Interview mit ihm geführt. Jerry Girl verkleidete Philipp währenddessen als Frau. „An Jerry finde ich so interessant, dass er nicht zwischen Mann und Frau steht, sondern im privaten Leben ganz klar ein Mann ist – wenn er ausgeht, dann ist er aber ganz klar eine Frau. Er ist nicht nur als Transvestit im Schwulenkontext aufgetreten, sondern geht auch als Frau dezent geschminkt in heterosexuelle Clubs, dort flirtet er mit Männern und sagt diesen meistens erst dann, dass er selbst ein Mann ist, bevor er mit ihnen nach Hause geht. Er beschreibt, dass diese Männer, wenn sie sich dann trotzdem dazu bereit erklären in mitzunehmen, auch ganz anders mit ihm schlafen. Sie schlafen mit ihm, als wäre er eine Frau. Dabei fühlt er sich weiblich. Er weiss, wie anders er als Frau wahrgenommen und behandelt wird. Der schwule Sex ist schon anders, als der heterosexuelle Akt.„, erzählt Philipp. (siehe Interview im Super Paper 30 von Lea Rieck)

Als ich in Amsterdam war, habe ich erlebt wieviel präsenter dort das Gender Thema ist als zum Beispiel hier in München. Da habe ich auch viel mehr Toleranz gespürt. Hier in München reagiert der eine oder andere schon sarkastisch oder mit Witzen auf den Titel der Ausstellung.„, stellt er fest.

Nicholas Maniu schreibt über Philipps Videoinstallation: „Doch jenseits der Geschlechterdebatte handelt die Arbeit vielmehr auch von Identitätsfindung bzw. Identitätsstiftung.“ Diese Aussage erscheint sehr treffend, erinnert Philipps Installation doch an das Phänomen der Tumblr Blogs, auf denen Millionen von jungen Menschen Bilder aus dem Netz ausgewählt sammeln und mit eigenen gemischt einer Öffentlichkeit zeigen und so versuchen, sich über Moodboard-Kollektionen und den Kommentaren dazu an ein eigenes unverwechselbares Sein heranzutasten.

Am Mittwoch, den 8.Mai findet im Rahmen der Ausstellung um 19 Uhr ein Künstlergespräch mit Stephan Janitzky statt.

Die Ausstellung ist täglich von Außen einsehbar 12-20 Uhr, geöffnet 15-19 Uhr Donnerstags und Freitags.

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