Kareem El Morr: „Ich bin ein Perfektionist.“

Schwarze Löcher und zerberstende Pixel. Eine Umgebung von mittelalterlichem Klosterkeller in World of Warcraft. Dunkelblaue Fliegenpilze und Mädchen, die sie in Konservengläser einkochen. Hört man Kareem El Morr auflegen, enstehen so einige Bilder im Kopf. Vor allem schickt er aber auf eine magische Reise durch einen ganz eigenen digitalen Kosmos voller unvorhersehbarer musikalischer Wendungen und Geheimgänge.

Kareem El Morr hat Techno im Blut und musikalische Raffinesse im Gefühl. Am Wochenende hat er in München am 20. Oktober im Pathos bei Techno Transport Tee-art-er und am 21. Oktober 2012 beim spontanen Rave Autonomica Open Air in der Storchenburg aufgelegt. Nach seinem Set beim Rave Autonomica hat er sich mit uns unterhalten:

Kareem, du hast zwar eine Facebook-Fanpage, eine DJ Seite bei Resident Advisor, Myspace und Soundcloud – trotzdem erfährt man nicht viel von dir, außer dass deine Sets großartig sind. Warum diese Zurückhaltung?

Ja stimmt. Online gebe ich nicht viel über mich Preis. Ich mag diese Art von Transparenz nicht. Ich verstehe, dass Leute über einen Künstler, den sie schätzen und gut finden, gerne mehr erfahren wollen. Nötig finde ich es momentan nicht, mich persönlich in den Netzwerken darzustellen und viel zu kommunizieren. Ich schätze den persönlichen Austausch und den habe ich hier in München. Mir reicht es im Moment viel Lokal zu spielen und im Gespräch zu sein, aber ich denke wenn man anfängt großflächiger aufzulegen wird das natürlich immer wichtiger Fans auf dem neuesten Stand zu halten, weil man ja nicht mehr überall Vorort ist.

Kannst du dir vorstellen irgendwann nicht mehr nur in München zu spielen?

Doch, das ist schon ein Traum internationalen Erfolg zu haben. Aber viele DJs wollen das. Ich bin der Meinung, dass dafür nur Auflegen aber nicht reicht. Um international zu spielen und geschätzt zu werden, dafür musst du leidenschaftlicher Musiker sein. Du musst Musik lieben, sie selber machen und wissen, wie man diese dann gekonnt einsetzt und die richtigen Kanäle nutzt. Es gibt sehr gute Leute, die gehen aber in der Masse der Angebote dann trotzdem unter. Ich denke für internationalen Erfolg kommt immer ein bisschen Glück und eine gute Portion Vitamin B dazu.

Du legst doch aber nicht nur auf?

Stimmt. Ich produziere und veranstalte auch. Zusammen mit Leo Küchler habe ich das Projekt Pantha Rhei. Wir arbeiten zusammen an der ersten selbstproduzierten Platte. Ich bin ein Perfektionist. Bis diese Platte also fertig ist, halte ich alles andere versteckt. Eigene Musik will ich erst hochladen, wenn das handfest ist und in einem Label gesignt ist. Die EP wird bei Aura Karma Alles erscheinen.

Deine Veranstaltungsreihe heißt Club Sabotage. Was ist das Konzept?

Club Sabotage mache ich mit Daniel Fischer zusammen. Das haben wir vor fünf Jahren angefangen und ein Mal im Monat im Chaca Chaca veranstaltet. Ab November sind wir aber im Harry Klein. Der Name ist Konzept. Wir sabotieren quasi den Club in dem wir gerade sind. Das heißt, wenn wir veranstalten fühlt sich der Club nicht an wie sonst. Wenn wir da sind gibt es einen Vibe, den man so nur bei Club Sabotage spürt.

Du legst Techno, aber auch House auf. Wie kommt das?

Techno mag ich persönlich einfach am liebsten. Ich stehe auf eine düstere Richtung, die Gänsehaut macht. Im Pathos zum Beispiel konnte ich genau das auflegen. Das ist schon so eine besondere Location, ziemlich abgenutzt und dreckig und damit die perfekte Bühne für meinen Stil. Auf Open Airs hingegen spiele ich aber lieber Chicago House. Sets mit mehr Gefühl, positiver Energie, etwas gemässigter aber schon auch nach vorne. Aber egal ob ich Techno oder House auflege, ich mag es die Leute so richtig auszupowern bis sie sagen, dass sie nicht mehr können.

Im April 2012 hast du das erste Mal bei Club Autonomica im Kong aufgelegt. Seit dem bist du öfter Teil des Line-Ups bei den Autonomica Veranstaltungen. Wie bist du zur Familia Autonomica gekommen?

Für den Abend im Kong im April hat mich Branimir Peco vom Kongress angefragt und Christoph Pankowski vorgestellt. Ich habe da mit Dave Aju aufgelegt und das Closingset gespielt. Das ist eine magische Stimmung im Kong, wenn die Jalousien hoch gemacht werden und das frühe Tageslicht den Club hell macht. Ich konnte nicht aufhören – um sechs Uhr sollte Schluss sein, aber wir haben bis um acht Uhr in der früh weitergemacht. Seit dem spiele ich gerne beim Club oder Rave Autonomica. Ich fühle mich da sehr wohl – ich weiß einfach, dass ich loslegen kann, wenn ich da bin und auflegen kann auf was ich Lust habe, weil ich genau das was gefragt ist selbst gerne spiele.

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Mehr von Kareem El Morr:
RA DJ Page / Soundcloud / Facebook Page

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We´ll Rave till dawn! Alle Bilder vom Rave Autonomica Open Air findet ihr auf der Club Autonomica Fan Page

Fotos: Zur Verfügung gestellt von Club Autonomica © Natalie Mayroth

Hier geht´s zum Artikel: „Rave Autonomica und das illegale Zelt“, dem zweiten Galeria Autonomica Rave im Coubertin Biergarten, Olympia Park.

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