Anna Karsch & Michi Wunderl: „Natürlich könntest du auch viele Abkürzungen nehmen.“

Michaela_Anna_c_SonjaSteppan
Wer Anna Karsch und Michaela Wunderl schon längere Zeit kennt – wie ich aus unbeschwerten abiturjahrgänglichen Tagen oder von mannigfaltigen Küchenabenden im Lehel, traditionell mit Ofenkäse und Kniffel – der konnte ahnen, dass die beiden im Team beizeiten zu kreativen Höchstleistungen auflaufen würden. Seit April 2012 kreieren die beiden in Zusammenarbeit mit Lars Strojny im Herzen von München nachhaltig gefertigte Mode unter dem Label akjumi. Sie zeichnen sich von den erste Entwürfen bis hin zur Manufaktur und schließlich Verpackungsdesign zum Versand durch Detailverliebtheit aus. Bis Ende Januar 2014 kann man ihre modegestalterischen Errungenschaften im Berliner Pop Up Village bewundern, das ihrem Label akjumii vor gut einem Monat eine Ausstellungsfläche einräumte. Bei Pfefferminztee und Schnittchen haben mir Anna und Michi erzählt, welche Erwartungen, konzeptionellen Fähigkeiten und bodenständige Heimatliebe zur Gründung von akjumi geführt haben.

Anna. Michi. Zum Einstieg solltet ihr zwei vielleicht ganz generell mal erzählen, wie es überhaupt dazu kommt, dass wir nun hier in eurem temporären Laden in der Hauptstadt sitzen!

Michi: Eigentlich ist das aus dem zufälligen Wiederfinden einer Email entstanden, die wir vor geraumer Zeit durch den Verteiler der AMD erhalten hatten. Gerade noch rechtzeitig haben wir spontan das PDF zu diesem Pop Up-Store-Projekt des Boulevard Berlin im Posteingang entdeckt.

Anna: Die benachbarten Labels sind auch fast ausschließlich alle über einen Alumni-Verteiler darauf aufmerksam geworden. Wir waren sofort mit dem Verantwortlichen telefonisch im Kontakt, und alles hat wunderbar geklappt, obwohl das erst zwei Tage vor der Frist stattfand.

Bisher hattet ihr eure Kollektion lediglich über den Online-Store vertrieben. Wäre so eine analoge Geschichte dann sowieso geplant gewesen?

Anna: Ja, darum hat das so phantastisch zusammengepasst – wir hatten eh überlegt, welche Betriebswege wir zusätzlich eingehen wollen, sei es der Einzelhandel, ein Pop Up-Store, diverse Kleiderveranstaltungen oder tatsächlich das Herumreisen mit der Kollektion. Diese Fügung hat sich gut getroffen!

Könnte es denn für euch hier noch länger gehen? Diese Konzeption ist ja eher zeitgebunden.

Anna: Nein, nicht zwangsläufig, denn drei Monate sind doch recht lang. Berlin ist für uns generell sehr interessant, aber wenn man das tatsächlich noch ausdehnen wollen würde, wären vielleicht andere Gegenden eine Überlegung wert…

Natürlich muss ich jetzt fragen – lief es hier im doch eher fernab gelegenen Steglitz nach euren Vorstellungen mit dem Andrang?

Anna: Prinzipiell ist natürlich primär das Konzept spannend, wenn man dazu beiträgt, die Räumlichkeiten bekannter zu machen. Im Gebäude des Boulevards selbst ist diese Etage ein recht unbelebter Teil. Da wird es zur Herausforderung, unsere Zielgruppe hereinzulocken, aber glücklicherweise verirren sich ja immer wieder Leute hier her. So wie gerade eben das Pärchen, die von den Schals so begeistert waren. Natürlich muss man das im Verhältnis zum Kaufhaus als solchem sehen – interessant ist die bewusste Gegenüberstellung von den verschiedenen Arten, Kleidung zu verkaufen. Da findest du alle hiesigen Ketten und kleine Designer direkt nebeneinander, was zum Ausprobieren sehr reizvoll ist!

Geht es denn danach weiter mit solcherlei Kollaborationen?

Anna: Wir planen stark daran, auf verschiedenste Weise den Vertrieb auszubauen, aber da möchten wir noch nichts vorwegnehmen. Sicher ist, dass wir nicht zu viel aus der Hand geben wollen, was im Einzelhandel selbstverständlich eine Gefahr darstellt. Allein wegen der Vorstellung, dass eine Person die Sachen verkaufen könnte, die sich mit Produktion und Materialien nicht auskennt – was uns wiederum sehr am Herzen liegt. Ein weiteres Ziel wären ein Atelier und Showroom in München, an die irgendwann eine Nähwerkstatt angeschlossen wird, um alle Teile selber im Haus produzieren zu können. Das liegt jedoch vermutlich noch in weiter Zukunft…

Das macht es ja auch so spannend – zu wissen worauf man irgendwann hinauswill, auch wenn der Zeitplan noch unklar ist. Vor allem, wenn man als Team funktioniert! Hattet ihr bis dato an Pop Up-Stores in München bereits etwas in Aussicht?

Anna: Nun, von der Stadt München wird es einem als junger Kreativschaffender oft nicht so leicht gemacht…

Ganz subtil höre ich da schon etwas heraus, das ich eh gerne ansprechen wollte: Ihr könnt ja in eurer Selbstständigkeit auf bayrischem Boden bereits auf einiges an Zeit zurückblicken. Wie seht ihr eure Entwicklung im Rückblick? Inwiefern könnt ihr das freischaffende Arbeiten weiterempfehlen, wenn man dann in jungen Jahren doch öfters auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wird?

Michi: Da hat alles seine Vor- und Nachteile, weil man sich definitiv auf keinen gesicherten Lebensstandard einstellen kann. Es ist harte Arbeit, sich selbst zu disziplinieren, das ist mit einer Festanstellung nicht zu vergleichen. Doch die Belohnung ist natürlich, seine eigenen Sachen machen zu können.

Anna: Ich finde es grundsätzlich immer gut, wenn Menschen alles dafür tun, ihre größten Ziele zu verwirklichen! Deswegen halte ich unseren Weg prinzipiell für aussichtsreich, aber es hängt stark von der Persönlichkeit ab. Meiner Meinung nach hat das jedoch nicht unbedingt etwas mit dem Alter zu tun, und mir kam auch nie das Gefühl, dass wir mit Mitte zwanzig zu jung dafür sind. Eventuell muss man sich also darauf einstellen, dass es länger dauert, bis sich ein gewisser Erfolg abzeichnet, wenn noch keine zehn Jahre Erfahrung vorliegen, zum Beispiel was die Buchhaltung betrifft. Natürlich könntest du auch viele Abkürzungen nehmen.

Da bewundere ich nach wie vor die Fähigkeit, delegieren und konkrete Aufgaben abgeben zu können. Einen gewissen Status oder auch Respekt muss man sich in diesem Metier eben auch erst mal erarbeiten!

Anna: Natürlich – in jüngeren Jahren merkt man das ständig! Bei Aufträgen gesteht dir nicht sofort jeder Kompetenz zu. Wenn es dann trotzdem klappt, freut es einen umso mehr!

Ihr seid ja auch in der glücklichen Situation, dass ihr euch mit Freunden und Familie, egal ob Fotografen, Modellen oder Grafikern, ein zuverlässiges Netzwerk geschaffen habt.

(Hierbei schweifen die Blicke ab zur adretten Fotowand, die Impressionen des letzten Shootings an der Isar und in Schwabing zeigt. Die Freundschaftlichkeit in den sonnigen Bildern ist nicht wegzudenken. Xaver, hau ab!)

Anna: Ja, diese Unterstützung ist wirklich sehr, sehr schön! Anders wäre das gar nicht möglich. Selbst mit einem Lottogewinn in der Tasche könnte man das alleine gar nicht schaffen, ohne eine freundschaftliche und familiäre Hilfestellung. Auf diesem Weg wird der kreative Austausch auch wesentlich spannender. Vor allem in solchen Bereichen möchten wir auch unbedingt mehr kollektive Projekte planen – sei es mit einer Schmuckdesignerin, oder einem Zeichner.

Abgesehen von solchen inspirierenden Fusionen – wie geht es mit der aktuellen Kollektion konkret weiter?

Anna: Uns ist sehr wichtig, nicht ausschließlich saisonal zu arbeiten, sondern hochwertige Klassiker zu entwickeln, die sich manifestieren. Da ist auch die bisherige Resonanz der Besucher schön, wenn sie Qualität wirklich zu schätzen wissen und zum Teil die Art der Verarbeitung wiedererkennen. Daher bedeutet es uns viel, dieses direkte Feedback hier im Laden auszuprobieren – egal ob kritisch oder positiv.

Nebenbei: ich habe ja lange versucht, auszuklügeln, wie es zum Namen Akjumii kam. Nach A und K für Anna Karsch hat es dann recht schnell aufgehört…

Anna: Nun, da liegst du sehr falsch. „Akjumii“ ist eigentlich ein kompletter Neologismus mit dem Wortspiel aus „You and me“, in Anlehnung an unseren sehr persönlichen Bezug zueinander und unserem Netzwerk aus Freunden und Familie im Hintergrund.

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Zum Online-Shop von Akjumii

Mehr über das Pop Up-Village im Boulevard Berlin
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Eindrücke von der Eröffnung beim Pop Up-Village im Boulevard Berlin:

Eindrücke aus der Eröffnung de Pop Up-Store (c) Sonja Steppan

Eindrücke aus der Eröffnung de Pop Up-Store (c) Sonja Steppan

Eindrücke aus der Eröffnung de Pop Up-Store (c) Sonja Steppan

Eindrücke aus der Eröffnung de Pop Up-Store (c) Sonja Steppan

Eindrücke aus der Eröffnung de Pop Up-Store (c) Sonja Steppan

Eindrücke aus der Eröffnung de Pop Up-Store (c) Sonja Steppan

Eindrücke aus der Eröffnung de Pop Up-Store (c) Sonja Steppan

Eindrücke aus der Eröffnung de Pop Up-Store (c) Sonja Steppan

Bildnachweis: Alle Fotos (c) Sonja Steppan

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