#12 Tom Hensel

Selfie – ein neuer und doch schon abgenutzter Begriff. Aus dem zeitgenössischen Wortschatz und Lebensalltag ist es nicht mehr wegzudenken. Aber die immer gleiche Pose? Wir bitten jeweils Künstler um ein Selbstporträt und ihre Gedanken, die ihnen beim Erstellen der Portraits durch den Kopf gehen:

Tom_Hensel_Selfie „Die Menge aller existierenden Daten ist sowohl Fantasie als auch Realität. Dieses Zitat stammt von Batou aus dem Cyperpunk-Anime Ghost in the Shell. Daten als reine Informationen sind nicht das, was wir im Kopf haben. Eine Trennung verschiedener Lebens- und Wirkungsbereiche bevorzuge ich aus mentalen und kosmetischen Gründen sowie zur optischen Tarnung.”

Eine kleine Werkstatt, Synthesizer, analoges Video-Equipment, diverse Computer und allerlei für den Laien nicht unbedingt benennbare Geräte stehen in Tom Hensels multimedialen Projektstudio. Vor sieben Jahren ist er in Hamburg gestrandet, wohnt und lebt zwischen Altona und St. Pauli und fand Anschluss im interdisziplinären Kunstverein und Kreativnetzwerk Frappant. Seit sich der Verein zu einer Genossenschaft umformiert hat ist sein Studio von dort in seine Hafenwohnung gewandert. Hier blinken bunte Projektionen zwischen Keyboard, Mischpult und Arbeitsplatz. Tom, 37, verdient seinen Lebensunterhalt mit technischer Beratung im Bereich Informations- und Tontechnik sowie mit künstlerischer Assistenz. Zwischendurch hat er auch für Tech-Magazine wie t3n oder iX geschrieben. Am liebsten baut der Freelancer aber elektronische Instrumente oder interaktive Sound- und Videoinstallationen. In seiner künstlerischen Arbeit beschäftigt er sich von Kognition bis zur Philosophie und wie er sagt, mit der Projektion technischer Umstände auf menschliches Leben in einem Moment der Realität der Morgen schon gestern sein wird. Er teilt die Betrachtung des Soziologen Theodor Adornos, dass es kein richtiges Leben im Falschen gibt. Das Selfie zeigt ihn in seinem Studio.

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