Das (Zürich) Rainbow Manifesta Absinth Diary

Mein diesjähriger Zürich-Aufenthalt fängt eigentlich mit der Art Basel an, über die ich am Freitag in einem Wahnsinnstempo renne, weil ich einen sehr straffen Zeitplan habe. Hier gibt es ein paar Werke, die mich anhalten konnten. Aber dieses Mal hat es keine Kunst der Art Basel geschafft an das Regenbogenerlebnis in Zürich herangzukommen:

Samstag, 18. Juni 2016

Zusammen mit Franziska, meiner Performance Psychologin und Mojan, unserer (besten) Gastgeberin, sitzen wir in der Tram auf dem Weg zu meiner Performance „The artist’s permanent self-doubts seeking for redemption with a therapist – online, of course.“ im Rahmen der Manifesta 11 im Cabaret Voltaire. Da sehen wir ihn, direkt über dem Zürichsee und sind uns einig: Das ist der schönste Regenbogenmoment unseres Lebens. (Vielleicht auch nur meiner, aber zusammen war es eben noch besser!)

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Wir machen gleich beim Tramaussteigen ein paar Fotos, aber haben es dann sehr eilig direkt an den See zu kommen und sind wohl sehr beeindruckend, mit unserem Regenbogen-Bewunderungstanz, denn plötzlich werden wir von einer Reisegruppe aus Shanghai angesprochen, ob sie denn mit uns ein Foto machen könnten? Na klar.

Reisegruppe aus Shanghai

Aber irgendwie hat der Fotograf den wunderschönen Regenbogen in der Aufregung nicht mit abfotografiert, daher hier noch ein Bild:

Processed with VSCO with c1 preset

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Nicht zu sehen: Der Regenbogen hatte einen Soundtrack von der zeitgleich laufenden Oper für Alle, ein paar Hundert Meter weiter. Natürlich musste so ein kostbarer Moment auch ganz ausgekostet werden und darum können wir uns lange nicht losreißen. Als wir wieder in der Tram sitzen, macht Mojan dann dieses Foto von mir:

Veronika in der Züri Tram, bei Regenbogenwetter; Foto: Mojan Salehipour

Als sie mir ihre Interpretation von mir zeigt, fühle ich mich perfekt vorbereitet für die Performance, genauso stelle ich mir meine Rolle heute auch vor und zudem fühle ich mich tatsächlich aufgeladen mit ganz viel positiver Lichtenergie (oder so). Wir kommen gar nicht Mal so früh im Cabaret Voltaire an und dann passiert selbstverständlich der Super-GAU einer Internetperformance: Das Internet Vorort geht nicht. Netzüberlastung. Notfallplan B bis D muss her.

Franziska bekommen wir unabhängig vom WLAN mit ihrem Schweizer-Hotspot online und wir finden eine Hotelbar drei Häuser weiter, in dem sie ihre Praxis einrichten kann. Dann streikt Skype trotzdem:

Skype nicht verfügbar

Ich mache Facetime bereit. Dann geht Skype doch. Aber mit den Startschwierigkeiten ist nicht genug. Es stellt sich heraus, dass die zwei gestellten Macs keine deutschen Tastaturen haben, sondern jeweils eine Türkische und eine Holländische. Die machen mich fertig, denn bei ungewohnten Tastaturen bekomme ich wirklich Probleme. Aber Manuel vom Cabaret Voltaire Team hilft mir beim eingeben der Passwörter – manchmal bin ich einfach lost in technique. Das Internet streikt noch volle 10 Minuten in meine Performance-Zeit hinein, aber nach mehrfachem Neustart des Routers geht es dann doch: Ein Skype-Anruf kündigt sich an, die Live-Therapie-(nurnochviertel)Stunde beginnt. Das Publikum ist zum Glück ein sehr freundlich gestimmtes. Die Audioverbindung ist einwandfrei, manchmal überlagert sich die Übertragung mit einem poor connection, ich finde mehr Postinternet geht nicht.

Processed with VSCO with p5 preset

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Nach der Performance ist mir klar: Nicht umsonst heißt es TherapieSTUNDE. So ganz viel losgeworden bin ich nicht, aber dafür dürfen wir gleich im Anschluss verschiedene Sorten Absinth verköstigen, denn das Cabaret Voltaire ist nicht nur als Geburtsstätte des DADA bekannt, sondern auch für seine Absinth Bar. Dies führt allerdings gegen Ende des Abends dazu, dass ich beweisen will, dass ich ein gerades Rad auf der Bühne machen kann (übrigens schaffe ich es auch, es gibt Fotos, aber die zeige ich lieber nicht) und wir auf dem Nachhauseweg vergnügt und sehr laut über „Puffiness“ rappen – DADA ich kann dich fühlen!

Insgesamt also: ein gelungenes Kunstwochenende.

Danke an Mojan Salehipour und Anemone Vostell für die Fotos

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