Paul Kutzner | Digital Native in der Galerie Martin Mertens

Die Farben auf seinen Leinwänden sind eher dunkel, in braunen Erdtönen gehalten. Akzentfarben sind türkises Blau, ein Leuchten, dass an LEDs erinnert. Die Motive dementsprechend düster, Figuren die Zombiehaft wirken, verloren, nur begleitet von Notizen. Paul Kutzner ist Jahrgang 1995 und studiert nicht Kunst. „Mein künstlerischer Lebenslauf ist wie mein Leben kurz“, sagt er. „Digital Native“ ist seine erste Ausstellung. Eine Einzelausstellung, in der er sich die Frage nach dem Unterschied zwischen künstlerischer Position und medialer Selbstdarstellung stellt. Er zeigt nicht nur Malerei, sondern auch Drucke digitaler Arbeiten in einer Gegenüberstellung mit realen Objekten. Sowie eine Videoinstallation. Die Vernissage ist am Donnerstag, den 05. Januar in der Berliner Galerie Martin Mertens – ab 18 Uhr.

Paul Kutzner

In deiner Malerei kommt oft das Wort Got(t) vor. Wie verortest du es in Bezug auf mediale Selbstdarstellung?

Die Antwort auf diese Frage hat viel zu tun mit meinem Arbeitsprozess. Ich beschäftige mich meist über einen längeren Zeitraum mit einem großen Themenkomplex. Da wo ich an Grenzen stoße, versuche ich Gedanken visuell auszulagern, um sie zum Teil eines Dialoges werden zu lassen. Im Frühjahr und Sommer des letzten Jahres habe ich mich viel mit Gott beschäftigt. Nicht spirituell, sondern ganz real und greifbar. Gott als gesellschaftliches Modell, als Konzept, als Institution. Momentan liegt der Fokus meiner Arbeit auf der Auseinandersetzung mit Fragen des Zeitalters der Digitalisierung, welche völlig andere Gestalterische Prinzipien fordern. Die Gemeinsamkeit der beiden Themen liegt in der Kernfrage nach der Position des menschlichen Individuums in der Welt und unserer Gesellschaft.

Du beschäftigst Dich in Deiner ersten Ausstellung mit den „Konsequenzen des fortwährenden Digitalisierungsprozesses auf den Menschen als physisches Wesen“. Der Mensch ist ja nicht nur physisches Wesen?

Der Mensch ist viel mehr als nur Körper. Durch das Fortschreiten der Digitalisierung des Selbst, der zunehmenden Verlagerung von aktiven Prozessen in den virtuellen Raum verliert die fleischliche Hülle immer mehr an Bedeutung. Vielleicht können wir sie bald hinter uns lassen, auch wenn fraglich bleibt, ob wir das wollen.

Gibt es überhaupt noch eine Trennung zwischen einem digitalen und analogen Selbst?

Das ist eine sehr gute Frage und ihre Beantwortung fällt mir ausgesprochen schwer. Noch gibt es Lebensbereiche, die ich klar der einen oder andern Seite zuordnen kann, doch die Grenzen verschwimmen immer mehr. Womöglich sind wir die letzte Generation, die zwischen realer und virtueller Welt, analogem und digitalem Selbst unterscheidet. Die Arbeiten in “Digital Native“ geben mögliche Antworten auf Fragen wie diese. Antworten formuliert in visuellen Zusammenhängen, die einen tieferen Blick als Worte erlauben.

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