#53 Don Elektro

Selfie – ein so neues und doch nahezu abgenutztes Wort. Aus dem zeitgenössischen Wortschatz und Lebensalltag ist es nicht mehr wegzudenken. Aber die immer gleiche Pose? Wir bitten jeweils Künstler um ein Selbstporträt und ihre Gedanken, die ihnen beim Fotografien durch den Kopf gehen.

„Das Selbstbildnis als solches ist keine Neuerfindung und wurde von Künstlern schon seit geraumer Zeit, wahrscheinlich aus genau den selben Zwecken wie heute verwendet. Einerseits, um sich mit Blick auf die eigene Hülle seiner selbst bewusster zu werden, andererseits des Abbildes willen, für den Moment und die Unsterblichkeit. Wobei das Selfie für mich öffentlich mit dem twitter-lahmlegendären Gruppenselfie bei den OSCARS 2014 gestorben ist.

Lost dreams, visual fast food, under construction. Schlagwörter aus Don Elektros Instagram Account. Er stammt aus Leipzig, rührt gerne digitale Soßen und hat sich nach eigenen Angaben einer akademischen Ausbildung verwehrt, weil er sich seine Fertigkeiten selbst beibringt. Seine Arbeitsweise: „Erfahrungen, Erinnerungen und visuelle Einflüsse, auf künstlerische Art und Weise abarbeiten.“ Glitches, Found Footage, mit Grafik modifizierte Handyfotos. Visuelles Storytelling aus der Schnittstelle zwischen Virtualität und Realität, wobei das eine vom anderen wohl kaum noch auseinander zu halten ist. „Ich habe Lust alles miteinander zu mischen, egal ob Triviales oder Kompliziertes, schlussendlich ist eh ‚Alles eine Soße!'“, sagt er und unterzeichnet seine E-Mails schon mal mit „Chef de Cuisine“. Seine Werke sind bildgewordener „Stream of consciousness“, fröhliche Überladung von Nonsense, humorvolle Kommentare auf das Jetzt in seiner übertriebenen Hinwendung an eine hoffentlich kontrollierbare Zukunft.

Don Elektro macht nicht viele Selfies von sich selbst, noch mag er unbedingt Selfies ansehen, sie seien für ihn kaum von Interesse und er sei von Profilen, die nur Selfies zeigen, ziemlich schnell genervt und gelangweilt. Er habe aber beobachtet, dass die erfolgreichsten Instagram-Accounts meist nur Selfies beinhalten würden. Das wirklich Interessante an der Selbstdarstellung via Social Media sei doch die Inszenierung und die Abstraktion des Individuums: „Denn egal wie viele Bilder man von sich hochlädt, schlussendlich sagt dieser Ausschnitt recht wenig über eine Person aus. Denn wie sich eine Person in bestimmten Situationen verhält oder wie sich ihre Energie anfühlt, das können Selfies nicht rüberbringen.“

Was denkst Du?