Pakistan (does not) exist mit Johannes Dullin

In erster Linie ist es ein Denkanstoß. Pakistan [does not] exist. Es zergeht auf der Zunge und der bittere Nachgeschmack lässt uns wissen, dass es für uns kaum existiert – dieses Land mit den Nachbarn Iran und Afghanistan, angrenzend an den indischen Subkontinent – außerhalb von Negativ-Berichten über Terrorismus und Schmuggel. Indien, das kennt man wenigstens von den Austeiger- und Selbstfindungsbewegungen. Das kreidet uns der Titel an. Hat er Recht oder liegt darin der Reiz einer mentalen Reise nach Pakistan?

Eine Gruppe, bestehend aus fünf Mitgliedern begibt sich auf diese Reise von Berlin aus nach Karachi über Lahore bis nach Islamabad. Sie sind zwei Wochen unterwegs und begegnen der kulturellen Elite des Landes: Politik-Aktivisten, Architekten, Designern als auch hohen Staatsmännern und Militärs. Eine Person treibt diesen Weiter-Denken-Prozess voran, der 82-jährige Anwalt und Philosophe Raza Kazim, der sich selbst als „halftime prostitute“ erklärt. Das bezeichnet auch sein Überleben in dieser Gesellschaft, in der er sich viele Feinde machte, sie aber trotz zahlreicher Gefängnisgänge überlebte und das nicht schlecht. Er führt uns ein in die innerpolitischen Konflikte als Folge der späten Unabhängigkeit des Landes – 1947.

Pakistan [does not] exist | Trailer from Vierte Welt on Vimeo.

Das mitgebrachte Homevideo, wird in ähnlich häuslicher, jedoch etwas befremdlichen Umgebung gezeigt. In der Vierten Welt im Neuen Zentrum Kreuzbergs überhalb des Kottbusser Tors. Zur Begrüßung wird uns Seife gereicht – ein merkwürdiger Brauch, aber er funktioniert in Johannes Dullin Welt, er ist heute für das Rahmenprogramm zuständig. Seine Welt verbirgt sich hinter den Glastüren der Galerie im 1.Stock. Es ist seine Annäherung an das „Land der Reinen“: Pak-estan. Die Türen in fremde Wohnzimmer werden Dirk Cieslac, seiner Frau Annett und dem klein Ari von Sarmad Hussain, der seine schützende Hand über die klein Reisegruppe hält, geöffnet. Der Iraner Ayat Najafi bannt die Momente auf Videoband.

„Zwischen Video und Performance navigiert Johannes Dullin das Publikum mit absurdem Eigensinn durch die Erzählungen und das dokumentarische Material, indem er es kommentiert, wiederholt, weitererzählt, unterbricht und so das Publikum zu einer Reise durch sein ganz eigenes Pakistan einlädt.“

Ein Anliegen wird in Pakistan [does not] exist verfolgt: die Ferne zu überwinden und Pakistan näher zu bringen. Das gelingt im ebenso kleinen Mikrokosmos, wie der Videoabend zu Hause mit Freunden und Familie.

Im Oktober wird zu drei weiteren Veranstaltungen eingeladen. Hier findet ihr Johannes Dullins Tumblr.

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