Acre: „Sich nicht größer darstellen, als man ist!“

Acre: Nico u. Julian (v.l.)

Nicolas Droessel und Julian Krause haben sich letzten Herbst zusammengetan, nachdem sie viele Male auf den Veranstaltungen von So Not Berlin aufgelegt haben. Jetzt haben sie ihren alten Kollegen auf Wiedersehen gesagt und schlagen zusammen ein neues Kapitel auf: Acre. Ihr Sound hat sich verändert von härteren elektronischen Zügen zum melodischeren Tech-House. Seit letztem Jahr verbringen die beiden viel Zeit zusammen, experimentieren, produzieren und planen. Dabei heraus gekommen ist neben ihrem neuen Namen eine neue Veranstaltungsreihe: Schleier Eule.

An einem Dienstag Nachmittag bin ich mit Nicolas und Julian im kleinen Café in der Ickstattstraße 2 verabredet. Draußen weht ein frischer Wind, aber wir sitzen im gemütlichen Hinterzimmer am Ecktisch zusammen und unterhalten uns angeregt bei Bier und Latte Macchiato.

Nico und Julian, zusammen seid ihr jetzt Acre. Woher kennt ihr euch?

Nico: Wir kennen uns im Endeffekt über So Not Berlin. Wir haben da in getrennten Projekten eigentlich bei jeder Veranstaltung zusammen aufgelegt, über Jahre hinweg. Ich war seit Beginn mit dabei. Dort sind wir nun mittlerweile ausgestiegen, um anderen und unseren eigenen Projekten nachzugehen. Die letzte Veranstaltung mit Julian Krause und Ten Skirts bei So Not Berlin war am vergangenen Freitag.

Ihr wart fest mit So Not Berlin verwurzelt. Warum geht ihr jetzt getrennte Wege?

Julian: Wir können uns inzwischen weder mit der Musik noch mit der Veranstaltung identifizieren. Aber wir verstehen uns nach wie vor gut mit den Jungs. Wir haben uns einfach musikalisch verändert und schlagen jetzt einen neuen Weg ein. Da die Musik so gegensätzlich ist, funktioniert das einfach nicht, sich auf beide Sachen zu konzentrieren. Zweigleisig wollen wir nicht fahren. Deshalb liegt unser Fokus jetzt auf Acre und wir haben unserem alten Projekt goodbye gesagt.

Inwiefern habt ihr euch verändert?

Julian: Wir sind soundmäßig sicherlich ruhiger geworden und vielleicht auch ein bisschen erwachsener. Der Sound von So Not Berlin war härter. Den Sound, den wir jetzt auflegen, wollen wir gar nicht so genau definieren und einem bestimmten Genre zuweisen, weil das oft schwierig ist abzugrenzen. Dass wir Back to Back zusammenspielen ist natürlich auch neu, das war davor nicht die Regel. Nico war im Duo Ten Skirts mit Tobias Heumann und ich war solo unterwegs. Das ist nun schon eine kleine Umstellung für mich im Team aufzulegen.

Nico: Für mich war es an der Zeit mich genauer zu definieren und musikalisch festzulegen. Genau diesen Schritt jetzt zu gehen, das war für mich persönlich definitiv eine Weiterentwicklung nicht nur vom Stil, sondern auch meinen eigenen Weg zu beschreiten.

Ihr distanziert euch damit von „Hau-Drauf“ Musik. Springt ihr mit melodischem Tech und Deep House nicht auf einen Trend-Zug?

Julian: Klar ist der Sound den wir nun Auflegen im Moment sehr angesagt, aber uns ist es egal, was gerade im Trend ist. Wir spielen die Musik einfach, weil sie uns gefällt. Wenn es uns nur darum gehen würde „coole“ Musik zu spielen, wären wir ja auch schon viel früher bei So not Berlin ausgestiegen, weil diese „Hau Drauf“ – Musik in vielen Augen ja schon seit längerer Zeit durch ist.

Wann kam euch die Idee zu einem eigenständigen Projekt?

Julian: Die Idee kam nicht von heute auf morgen. Es war ein schleichender Prozess. Wir haben gemerkt, wie wir uns musikalisch immer mehr in eine andere Richtung bewegt haben. Letztes Jahr im November nach den beiden Disco Volante Parties die wir mitveranstaltet haben und dem ersten gemeinsam aufzulegen, fiel dann die Entscheidung zusammen als Acre aufzulegen. Wir haben getrennt voneinander angefangen zu produzieren, jeder für sich. Seit wir als Duo auflegen, sind wir fleißig dabei intensiv daran weiterzuarbeiten. Bisher ist jedoch noch nichts veröffentlicht, außer die Sets auf Soundcloud.

Nico: Es war uns insgeheim schon einmal im Kopf umhergeschwirrt, etwas zusammen zu starten, nachdem wir ein mal Back to Back gespielt hatten. Auf einer Hausparty im Oktober haben wir es das erste Mal ausprobiert und es hat wunderbar geklappt. Bei Disco Volante folgten dann weitere Sets. Da kam dann die Idee auf, ein neues Projekt mit vollem Elan zu starten. Ein paar Auftritte in anderen Städten folgten und nun haben wir auch in München unsere erste eigene Veranstaltung: Schleier Eule.

Warum Schleier Eule und was erwartet uns?

Nico: Der Name Schleier Eule ist aus reiner Spontanität entstanden und hat uns so gut gefallen, dass wir ihn behalten haben. Getrennt geschrieben gefällt es uns um so besser und betont die Verschleierung des Abends sehr gut – also abwarten, was geboten wird.

Seid ihr selbst Nacht Eulen?

Nico: Ja, meine Eltern haben auch immer gesagt, dass ich als Kind nachts aktiver war als am Tag. Ich bin früher viel in die Erste Liga gegangen und habe Marvin und Valentino  dort auflegen gesehen. Das hat Tobi, meinen früheren Partner und mich sehr begeistert und daraufhin haben wir uns CDJ und einen Mixer gekauft. Das war schon ein Klein-Jungen-Traum mit 18/20. Ich meine was gibt es Schöneres, wenn man eine Party so aktiv mitprägt, die Leute zum Feiern bringt und die Musik spielt, die man liebt.

Julian: Ich bin auch schon immer gerne und viel weggegangen. Auflegen hat mich immer schon fasziniert. Irgendwann habe ich mir dann mein eigenes Equipment gekauft.

Wie lange legt ihr denn schon auf? 

Nico: Mit dem Auflegen habe ich vor gut fünf Jahren angefangen, damals auf diversen Veranstaltungen und dann später in der Ersten Liga. Dann ging das mit der So Not Berlin Veranstaltung los, da hat Tobi noch aktiv mitgewirkt und das aufgezogen. Von da an haben wir dort als Team fest gespielt und hatten auch auswärts Gigs.

Julian: Ich lege auch seit etwa fünf Jahren auf und im Endeffekt seit drei Jahren in Clubs. Offiziell ging es bei mir im Crux los. Ich habe dort eine Zeit lang bei unterschiedlichen Veranstaltungen gespielt und da habe ich dann den Tobi und Fabian Kournettas von SNB kennengelernt. Das erste Mal habe ich dann beim einjährigen Veranstaltungsjubiläum aufgelegt. Seit dem bin ich dabei gewesen.

Ihr wart davor in der Ersten Liga und im Crux, warum habt ihr jetzt ins Studio Schwarz gewechselt? 

Nico: Für uns ist eine gute Party nicht abhängig vom Club, sondern von der jeweiligen Veranstaltung. Es gibt überall partyfreudige Menschen, die gerne miteinander feiern. Das Publikum mischt sich in jedem Laden passend zur Musik.

Julian: Uns gefällt das Konzept, Team und Publikum vom Studio Schwarz. Wir freuen uns mit einer eigenen Veranstaltung bei einem neuen Club mitwirken zu dürfen.

Wie wichtig ist euch Authentizität?

Julian: Mir ist es sehr wichtig, sich nicht größer darzustellen, als man ist. Wir wollten für die Veranstaltung auch gezielt einen deutschen Namen. Und ich denke uns ist es gelungen etwas zu entwerfen, das Fragen aufwirft und Neugierde erweckt.

Nico: Wir haben viele Einflüsse und auch Erfahrung mitgenommen, die mit hohem Engagement in unser neues Projekt hinein fließt. Man darf nicht vergessen, dass wir jetzt noch ein Mal von Null anfangen, trotz Kontakte und einigen Jahren des Auflegens.

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Acre starten ihre Veranstaltungsreihe Schleier Eule am Samstag, den 23. März 2013 im Münchner Studio Schwarz.

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