Albanisches Design? Wer als Ausländer danach sucht, findet erst gar nichts. Doch als ich mich tiefer ins albanische Netz hinein buddele, stoße ich auf “Design By Pana“ – Design aus Abfällen. Auf ihrem Facebook-Kanal präsentieren Pana-Design Stühle, Tische und Bilderrahmen aus Paletten, Lampen aus Fahrradreifen und Deko-Gegenstände aus Konservengläsern.
Ich schreibe sie an – und schon ein paar Tage später sitze ich im Jeep von der Architektin Pezana und dem Grafikdesigner Laert. Das Paar fährt mich durch Tirana und zeigt mir Cafés und Restaurants, in denen ihre Arbeiten zu sehen sind. Erst jetzt bemerke ich, dass ich auf die wohl angesagtesten Upcycling-Designer des Balkans gestoßen bin. Wir beginnen unsere Exkursion in der Pana-Design-Fabrik – einer riesengroßen Lagerhalle mit haufenweise Paletten. Am Eingang schreinern fünf Männer in verstaubten Jeans Stühle und Tische aus dem hellen Palettenholz.
Pezana, Laert – ich habe lange nach Designern in Albanien gesucht, konnte aber kaum welche finden. Wo sind sie?
Laert: Es gibt viele Design- und Interior-Büros, aber noch nicht so viele nutzen Social Media.
Diese Lagerhalle gehört Euch?
Wir mieten sie.
Und das sind Eure bezahlten Arbeitskräfte?
Genau.
Wie entstand die Idee für Pana-Design?
Pezana: Wir haben zuvor auf Plattformen wie elance.com gearbeitet. Dort haben wir für amerikanische Firmen Projekte ausgeführt und daher gut Geld verdient. Das wurde uns zu eintönig. Wir wollten etwas Ökologisches und Soziales machen. Also haben wir eine neue Geschäftsidee entwickelt. Nun verkaufen wir Upcycling-Design, also Inneneinrichtung und Designgegenstände aus Abfällen, hauptsächlich aus Paletten. Für Kreativität ist uns nichts zu schrottig. Tirana fährt darauf ab. Wir haben schon einige Cafés, Restaurants und Zentren mit unserem Style ausgestattet, etwa Tiranas Kunst- und Kulturtreffpunkt Tirana Ekspres.
Wir kommen an Autos und Flugzeugen aus Holz vorbei.
Pezana: Die macht mein Vater. Für Kreativität ist man nie zu alt. Hier, ich schenk Euch ein Flugzeug.
Danke! Ihr habt bereits einige große Maschinen. Wie habt ihr das alles in nur einem halben Jahr aufgebaut?
Pezana: Wir haben zwei Preise gewonnen. Einen Preis namens Green Ideas in Albanien und einen Preis des Rockefeller Brother Fund in der Balkan-Region. Wir bekamen jeweils 10.000 Dollar, etwa von einer Telekommunikations-Unternehmen. Sie haben auch dafür gesorgt, dass wir ins Radio und Fernsehen gekommen sind.
Wie wählt ihr Eure Mitarbeiter aus?
Pezana: Wir beschäftigen Rentner, zurückgekehrte Auswanderer und Waisen. Die Arbeitslosigkeit hier in Albanien ist derzeit sehr hoch. Keiner weiß genau, wie hoch, weil sich die Regierung dazu nicht eindeutig äußert. Ich schätze, sie liegt rund um die 50 Prozent – für die eben genannten marginalisierten Gruppen ist es noch schwieriger, einen Job zu finden. Das ist der Gedanke unseres Projekts: wir wollen Menschen eine Tätigkeit geben.
Wir fahren zur Twist Smoothie Bar, dessen Inneneinrichtung von Pana stammt und bestellen uns einen Bio-Smoothie.
Woher nehmt Ihr Eure Materialien?
Laert: Die meisten Designs machen wir aus Dingen, die wir von Baufirmen oder Privatpersonen erhalten. Wir verwenden auch alte Schulstühle, Fahrradreifen, und alles was bei uns abgegeben wird. Wir haben viele Leute, die uns ihren Schrott bringen. Wir orientieren uns am Prinzip des Upcycling, wir werten die Abfälle auf. In den letzten sechs Monaten haben wir etwa 3000 Paletten wiederverwertet. Damit haben wir viele Bäume vor dem Fällen geschützt.
Euch gibt es erst seit einem halben Jahr. Ihr habt schon über 7000 Facebook-Fans. Wie das?
Laert: Facebook ist der wichtigste Marketingkanal. Wir haben einen alten Kanal und den neuen zusammengelegt – das hat uns gepusht. Viele Leute schreiben uns auf Facebook, wenn sie etwas kaufen wollen.
Wir fahren weiter zum Restaurant Vita 99, schauen uns das Interior an und trinken einen Espresso.
Ihr seid auch privat ein Paar. Wie viel streitet ihr, wenn ihr gemeinsam arbeitet?
Pezana: Es hält sich in Grenzen. Ich bin impulsiv. Glücklicherweise gleicht Laert das mit seiner Ruhe aus. Aus unserer Beziehung schöpfen wir viel Inspiration. Ich mache das Interior, Laert macht das Webdesign, das ergänzt sich gut.
Wir fahren zum Design By Pana-Laden. Pezana und Laert gestalten ihn gerade zu einem Büro um. Wir entdecken Lampen aus Baumstämmen.
Wer kauft Eure Sachen?
Pezana: Hauptsächlich Touristen, Familien und ökobewusste, junge Leute. Bisher verkaufen wir unsere Sachen größtenteils in Albanien. Einige Dinge gehen in die USA, etwa Uhren und ein paar Möbel. Wir wollen unser Internetgeschäft noch enorm ausbauen. Etsy, Ebay und so weiter. Damit auch außerhalb Albaniens mehr Leute unser Land und unser Design wahrnehmen.
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Website von Design By Pana
Design By Pana auf Facebook
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Weitere Eindrücke von Pezana und Laerts Arbeit:
