GENIALE DILLETANTEN im Haus der Kunst

Als dilettantisch bezeichnet werden im regulären Sprachgebrauch laienhaft und unfachmännisch ausgeführte Aktivitäten. Umso unprofessioneller wird es demnach, wenn der Amateur die Vokabel falsch buchstabiert – wie jüngst in der Betitelung der Ausstellung „Geniale Dilletanten”, die am 26. Juni im Haus der Kunst eröffnet wurde.

Freilich greift die Tourneeausstellung, konzipiert vom Goethe-Institut, hier den Namen des „Festival Genialer Dilletanten” im Berliner Tempodrom aus dem Jahr 1981 auf, das Musik des Untergrunds, Performance und Bildende Kunst im avantgardistischen, beinahe dadaistischen Stil auf die Bühne brachte.

FullSizeRender_3Akteure wie Freiwillige Selbstkontrolle (F.S.K) um Thomas Meinecke, Die Tödliche Doris oder auch Blixa Bargeld traten hier improvisiert mit Bohrmaschinen und Sägen statt klassischen Instrumenten auf, verkleideten sich mit Styroporanzügen und Pappmasken und manifestierten den „Genialen Dilletantismus” als Jugendbewegung des Punk; 1982 erschien der gleichnamige Buchband.

Erstmals etablierte sich die deutsche statt der englischen Songsprache lautstark und mit Protesthaltung und untermauerte so den Anspruch, sich vom Mainstream abzusetzen – was auch international Aufsehen erregte.

Das Haus der Kunst paart nun das vehemente, musikalische Gedankengut der damals jugendlichen Protagonisten mit heutigen ehrwürdigen Vertretern der Kunstszene. Ohne eloquent auszuschweifen, wie ihre Vorredner, bedankt sich die Kuratorin Marianne Weh, Referentin des Goethe-Instituts für Bildende Kunst, in der Eröffnungsrede: „Ohne den Input von und die Kommunikation mit den Künstlern selbst, wäre diese Ausstellung nicht zustande gekommen.”

Geniale Dilletanten (c) Caroline v. EichhornIn Form von Video- und Fotomaterial, Magazinen, Hörbeispielen, Plakaten und weiteren Exponaten aus der Subkultur kommen Größen wie Der Plan, Deutsch-Amerikanische Freundschaft (D.A.F.) oder Palais Schaumburg zur Sprache sowie auch Einstürzende Neubauten. Das experimentelle Orchester um Blixa Bargeld ließ es sich auch nicht nehmen, am Samstag, den 28. Juni ein furioses Konzert zu spielen, das bereits Monate im Vorfeld restlos ausverkauft war. Die Goldenen Zitronen werden sich im Oktober als zweites Live-Event anschließen.

Filmisch wird die Ausstellung von Ramona Welsh Reinhard Bock, Helge Leiberg, Norbert Meissner, Yana Yo, Christoph Doering, Knut Hoffmeister sowie Brigitte Bühler & Dieter Hormel begleitet.
Bis zum 11. Oktober kann die collagenartige Impression aus Kunst, Mode und Musik im Haus der Kunst besichtigt werden.

Eindrücke von der Vernissage:
Geniale Dilletanten (c) Caroline v. Eichhorn

Geniale Dilletanten (c) Caroline v. Eichhorn

Geniale Dilletanten (c) Caroline v. Eichhorn

Geniale Dilletanten (c) Caroline v. Eichhorn

Geniale Dilletanten (c) Caroline v. Eichhorn

Geniale Dilletanten (c) Caroline v. Eichhorn

Geniale Dilletanten (c) Caroline v. EichhornFotos: Caroline von Eichhorn

Was denkst Du?