#33 Tim Bruening

Selfie – ein so neues und doch nahezu abgenutztes Wort. Aus dem zeitgenössischen Wortschatz und Lebensalltag ist es nicht mehr wegzudenken. Aber die immer gleiche Pose? Wir bitten jeweils Künstler um ein Selbstporträt und ihre Gedanken, die ihnen beim Machen durch den Kopf gehen:

Künstler_SELFIE_TIM_BRUENING_Inklusion

„Dabeisein ist alles beim Selfie!“

Inklusion heißt das Gruppenselfie von Tim Bruening, 32. Das Bild ist in Hamburg auf der Geburtstagsfeier von DJ Phono entstanden. „Ich hatte mir schon gedacht, dass die Party langweilig wird, weil Phono nur Pina Colada Slushies, Champagner, selbstgemixten Gin Basil Smash und Moscow Mule da hatte“, sagt Tim. „Das konnte einfach nichts werden. Zum Glück war Halloween und ich der Einzige, der verkleidet war. Zwei, drei Schritte auf der Tanzfläche in meinem Kostüm und schon sind alle mit drunter – klassischer Eisbrecher, einfach das eigene Partyzelt auspacken und dann läuft das schon.“

Bekannt ist Tim für seine spontanen Fotografien. Als Teenager begann der in Oldenburg aufgewachsene Fotograf, mit einer Analogkamera seine Graffitis zu dokumentieren. Während des Studiums fand er über das Filmen wieder zur Fotografie. Die Arbeiten seines Großvaters, die hollywoodähnliche Filmstills zeigen, haben ihn beeinflusst, sagt er. Seine Bilder erzählen ebenfalls Geschichten, doch für Tims Arbeiten ist das harte Blitzlicht typisch, die den Aufnahmen einen ehrlichen, aber auch aus der Zeit gefallenen Charakter verleihen. Im Netz hat er den Beinamen „The Real“ Tim Bruening, den er sich wohl auch wegen seines Hochzeitsfotografen-Namensvetters zulegte. Doch man erkennt den „Slim Shady“ sofort: an seiner langen blonden Mähne, die mal grün, mal blau gefärbt ist, der Jeansjacke mit Aufnähern oder durch seine in die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger gestochene Fledermaus, die neben einer kleinen Möwe fliegt.

Tim zeigt, was ihn umgibt: Er porträtiert Musiker, Schauspieler, seine Freunde oder Konzerte. Dazwischen findet sich mal Mode, mal Akt. In seinen Ausstellungen verarbeitet er seine Umwelt: sein Blick auf Deutschland oder den Verlust seines Onkels Frank Pabst. Tim ist unter anderem für Publikationen wie L’Officiel Hommes, Tissue, Interview oder das Zeit Magazin tätig.

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Dieses Künstlerselfie gibt es auch gedruckt in der aktuellen Super Paper.

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