#35 Max Kersting

Selfie – ein so neues und doch nahezu abgenutztes Wort. Aus dem zeitgenössischen Wortschatz und Lebensalltag ist es nicht mehr wegzudenken. Aber die immer gleiche Pose? Wir bitten jeweils Künstler um ein Selbstporträt und ihre Gedanken, die ihnen beim Machen durch den Kopf gehen.

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„Ich halte jeden meiner Kater mit einem Selfie fest und nehme mir beim Auslösen immer vor, das war jetzt der letzte Kater – forever. Daran glaube ich meistens wirklich. Man sollte es auf dem Foto auch sehen. Den Selbstbetrug. Deshalb sind Selfies toll.“ 

Eigentlich hatte sich Max Kersting, 32, am Abend vorgenommen, nichts zu trinken. Ein Bier geht vielleicht, dachte er sich irgendwann. Doch dabei ist es nicht geblieben. Dafür klopfte der Kater am nächsten Morgen heftig gegen seinen Kopf. „Verkaterte Selfies sind die besten Selfies. Sie gehen über Selbstdarstellung hinaus, sind mit ihrer abschreckenden Wirkung sinnvoll und zudem seit letztem Sommer offiziell Kunst“, sagt Max. Sonst trinkt der Wahlberliner selbst gemachten Eistee, fährt alles mit dem Fahrrad, isst vegan und zockt am liebsten Rundlauf mit Freunden im Park.

Max ist Gründer der Freizeit Werbeagentur, Künstler und Autor. Wenn der gebürtige Lippstädter nicht gerade „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ (GZSZ) guckt, beschriftet er gerne alte Fotos mit Sprüchen (Drei unbeschwerte Tage, Metrolit Verlag), malt Comic-Sterne oder sammelt Selbstportraits von anderen verkaterten Individuen, die er auf seinem Tumblr „Deutsches Museum des Katers“ stellt. Auf eine unbeschreibliche Art und Weise sind seine Arbeiten wie er selbst: komisch ohne aufgesetzt zu sein. Wenn das gleichzeitig zutrifft, kann es gut möglich sein, einen echten Kersting in den Weiten des Netzes entdeckt zu haben. Studiert hat der Diplom-Kommunikationsdesiger an der HS Düsseldorf. Zuletzt konnte man Max‘ Collagen als wöchentliche Kolumne in der Süddeutschen Zeitung und im Oktober in der Berliner Galerie Pavlov’s Dog sehen.

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