Exzentrisch, rauschend und irgendwie ohne jeden Sinnzusammenhang. So hört es sich dann wohl an, wenn Aliens da draußen die Signale unserer sozialen Codes empfangen. Oder wenn das Radio-Kunst-Projekt DIY Curch aus Berlin performt.
Auf dem 3hd Festival führt die Stimme des Radiomasters durch das „Abstract Symposium“. Eine Show, die für das Radio gemacht wurde, aber ohne übertragen zu werden. Stattdessen ist die Sendung jetzt Performance. Für die visuell verwöhnten Augen des sitzenden Publikums, gibt es ein überdimensionales Schattentheater, das den Moderator und seine Interviewpartner zu experimentellen elektronischen Klängen tanzen lässt. Die Gäste der Show sind eine Pflanze, eine volle Mülltüte aka „The trash“ und die Verkörperung der „Idee“ selbst.
Mit verzerrten Stimmen findet das Gespräch hinter den Kulissen statt. Doch immer wieder scheint das Signal gestört zu werden. Wiederholung. Wiederholung. Wiederholung einzelner Satzfetzen stört den gewohnten Gesprächs-Rhythmus. In die diffuse Klangcollage mischen sich immer wieder bekannte Smartphone Geräusche. Vibrationen. Ein Anruf! Die Zuschauer schauen sich verstohlen um, doch Moment, das ist ja Teil der Show.
Bitte was?
Das Publikum ist verwirrt. Auch ich will dem Gespräch zuhören, Informationen herausfiltern. Worum geht es eigentlich? Es fällt so schwer dem Drang zu wiederstehen dem Ganzen nicht irgendetwas Sinnvolles abgewinnen zu wollen. Hinter mir höre ich bekannte Gedanken: „I don’t get it, what is the message?“, fragt ein Zuhörer seinen Sitznachbarn. Die Nachricht, mein Freund, ist das Medium, das beständige Rauschen, durch das immer wieder Themen wie: Recycling, Dating und die Rettung der Welt durchdringen. Doch Zusammenhänge entstehen nicht. Vielmehr ist die Radioshow ein sonderbares Konglomerat aus übereinander gelegten Tönen und Lauten.
Ich stelle mir die Frage, wieso wir eigentlich in einer visuellen Welt leben und nicht in einer auditiven. Mit den Kopfhörern im Ohr lasse ich mich gerne zu meiner Musik durch die Stadt treiben. Aber vielleicht könnte ich es auch mal anders herum probieren: Augen schließen und hinhören. Wie hört sich die Welt um mich herum an?
Aber jetzt schaue ich doch auf die Leinwand vor mir. Dort findet ein seltsames Schauspiel statt. Die tanzenden Schattenfiguren werden abgelöst durch einen Sternenhimmel, der mit einem Projektor von hinten an die transparente Leinwand gestrahlt wird. Dann wieder wird dieser Himmel durch Scherenschnitte von Schlössern oder eine Erde von der sichtbare Radiowellen ausgehen, ersetzt. Immer wieder werden auch Satzfetzen auf die Leinwand projiziert: „Popularism is a social disease“, heißt es da zum Beispiel.
Die DIY Curch führt in ihrer Radioshow-Performance soziale Codes vor, und zwar nicht nur visuell, sondern auch auditiv. Ein zweidimensionales Kunstwerk, dass jeden nicht-Berliner zur Reizüberflutung treiben würde. Wer mehr davon will, kann der wöchentliche Radiosendung der DIY Church lauschen, jeden Montag von 7-9 pm auf Reboot.fm.