Beim Aufbau für eine Clubnacht im Münchner Studio Schwarz werden normalerweise Plattenspieler, Mischpulte und Laptops eingerichtet. Nicht so beim TAM TAM am 21.02.2013. Jonas Bachmann und Joseph Wandinger von JONO ONO sind auf der Bühne im Gange. Sie breiten einen endlosen Kabelsalat aus, stecken Verstärker, Gitarren, Bass und Schlagzeug an und verteilen ihre Instrumente so, dass die vier Quadratmeter strategisch gut genutzt sind. Jetzt heißt es: Soundcheck.
JONO ONO ist eine Rockband aus dem oberbayerischen Weilheim mit Jonas Bachmann (Gitarre, Gesang, Komposition), Mario Neri (Bass, Cool-sein), Joseph Wandinger (Gitarre, iPhone) und Ludwig Wandinger (Schlagzeug). Jonas Bachmann, 33, gründete JONO ONO als Soloprojekt im Jahr 2010 (Ursprünglich war JONO ONO eine Witz aus Jonas und Yoko Ono.). Gerade nehmen die Jungs ihr erstes Album auf: WALLS. Ihre letzten Auftritte hatten Jono Ono – ungewöhnlicherweise – in Technoclubs.
Ein Interview mit Jonas Bachmann über das Verhältnis von Analog & Digital in einer Rockband.
Glückwunsch Jonas – ihr wart die erste Band, die auf der Bühne im Studio Schwarz, im Rahmen des TAM TAM, gespielt hat. Zuvor waren hier nur Sänger- und Tanzshows. Wie spielt es sich auf einer Bühne im Club?
Also Tanzshows finde ich schon gut. Als Rockband mussten wir schauen, wie wir uns da präsentieren. Zu viert ist es schon recht eng auf der kleinen Bühne. Vielleicht bin ich auch etwas zu groß. Es erinnerte mich an die Augsburger Puppenkiste. Außerdem haben wir nicht über die Clubanlage gespielt, sondern direkt aus unseren Verstärkern heraus. Das ist aber charmant, in einem Hippie-Sinn.
Als Liveband in einem Club zu spielen fühlt sich wahrscheinlich anders an, als bei einem Festival, oder einem Konzert. Was ist der Unterschied?
Im Club muss man improvisieren, wo man überhaupt spielt, und wie man die Technik hinbekommt. Es fehlt ja meist so ein roadie-artiger Abmischer. Oft wundern sich die Veranstalter, dass man keinen Laptop dabei hat und man wird gefragt, was ein Schlagzeug ist.
Hat euch wirklich jemand gefragt was ein Schlagzeug ist?
Ja. (Er zögert.) So fast. Die haben gedacht, dass ich mit einem Laptop komme und ein Drumcomputer alles macht.
Wie unterscheidet sich das Publikum? Wird Bandmusik im Club genügend honoriert?
Die Reaktionen sind, glaube ich eher gleich. In einem Club steht das Publikum manchmal hinter Säulen oder Spiegeln. Es ist ja oft keine typische Bühne vorhanden.
Bisher herrscht überwiegend eine klare Trennung zwischen Bandmusik und Clubmusik. Was meint ihr: Wächst elektronische Musik mit der analogen irgendwann vollständig zusammen, oder bleiben die Bereiche getrennte Sphären?
Ich glaube Bandmusik und Clubmusik sind schon zusammengewachsen. Wenn man zum Beispiel das ATOMS FOR PEACE Album nimmt, das gerade herausgekommen ist. Oder das letzte Radiohead Album THE KING OF LIMBS. Ursprünglich war ja das DIGITALE eine Studiosache, um der ANALOGEN Band zu helfen, eine Perfektion zu erreichen. Man denke an die DRUM-Computer bei THRILLER/Michael Jackson. Das DIGITALE hat sich dann bloß verselbstständigt. Jacko wollte ja auch lieber ein Roboter sein, als ein Mensch.
Dieses Entmenschlichte ist natürlich ein Kunstgriff, der bei einer Band wie zum Beispiel KRAFTWERK sehr gut funktioniert. Das ist natürlich auch als Gegenbewegung zu den Classic Rock Bands der 70er Jahre zu verstehen, die sehr schwitzig und menschlich waren. Nur in der Virtuosität einiger Musiker wie zum Beispiel Jimmy Page/Led Zeppelin waren sie dann menschlich überhöht. Stichwort: Gitarrengott.
Aber das hatte man bald satt. Und so kam Techno und Konsorten auf, wo es nicht so einen großen Graben zwischen den Künstlern und dem Publikum gab, also demokratischer funktioniert. Keine Stars mehr. Anonymer und man kann mittanzen.
Könnt ihr persönlich auch etwas mit Techno anfangen?
Boing boom tschak. Techno ist ja eigentlich Tanzmusik. Hört das auch jemand zu Hause an? Ich muss mal wieder tanzen gehen.
Weilheim, euer Heimatort, ist bekannt für seinen elektronischen Einschlag in der Bandmusik (man denke an The Notwist). Ihr habt auch damit experimentiert, bleibt aber dennoch größtenteils im Analogen. Warum?
In meinem Homestudio hocke ich natürlich vor einem Computer herum. Das muss ich noch integrieren. Somehow. Man muss dann vielleicht auch anders an die Lieder herangehen. Mir fallen noch zuviel Refrains und typische Songstrukturen ein, die ich noch nicht weglassen will und gegen eine computerartige Monotonie eintauschen will. Außerdem sind wir Jazz und Hendrix Fans, und spielen gerne unsere Instrumente. Einer von uns ist sogar Gitarren- und Geigenbauer. Also sehr analog.
Öffnet sich mit elektronischer Ergänzung nicht eine riesengroße Welt an Kreativität?
Wie sagt Karl Lagerfeld: Doch, doch, doch.
Prinzipiell interessiert mich ja die AVANTGARDE Musik. Dass wir momentan live so klassischen Rock spielen ist eventuell eine ungewöhnliche Idee, vor allem in einem Techno-Club Umfeld. Aber ich denke das wird sich dann auch bald verbinden und vielleicht eine dritte Musik herauskommen. Doch davor trink ich noch nen Espresso!
Au Revoir mon Cherries.
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Eindrücke zu JONO ONO bei TAM TAM am 21.02.2013 im Münchner Studio Schwarz:
La Ola-Welle
und verdiente Ovation
auch der WortHupferl-Fee!