Bruno Cardoso: „Nicht auf Kosten des Geschmacks.“

xinobi

Xinobi ist ein portugiesischer DJ, dessen Remixes von Nicolas Jaar, Peaches und seinem Labelkollegen Moullinex derzeit durch das Netz und weltweite Clubs wirbeln. Wir sind für eine Skype Session verabredet. Eigentlich hatten wir uns für Donnerstagmittag festgelegt, aber dann war Xinobi alias Bruno Cardoso, 34, aus Lissabon, am Vorabend länger unterwegs. Wir vertagen das Interview auf Freitag. Per Webcam schaltete ich mich also in Bruno Cardosos schlichtes Home Office ein – von hier aus bastelt er Beats, Tracks und koordiniert sein Label Discotexas.

Ein Gespräch mit Bruno Cardoso über seine musikalischen Wurzeln und die Vorteile eines eigenen Labels.

Wie kamst du von Metal zu Electro?

Mein Philosophielehrer ist schuld daran, dass ich DJ geworden bin. Als Teenager hörte ich nur Black Metal und Punk Rock – bis mein Philosophielehrer seine CD-Sammlung mit in den Unterricht brachte. Er spielte uns Super Discount, die erste Veröffentlichung von Etienne De Crécy, vor. Ich war fasziniert und wollte diese mir völlig neue Art der Musik verstehen. Von da an beschäftigte ich mich intensiv mit House und Techno. Das war 1996. Drei Jahre später, mit 20, hatte ich meine erste eigene Software zum Mixen von Tracks.

Kannst du jetzt noch etwas mit Black Metal anfangen?

Ich höre es nur noch sehr selten. Allerdings inspiriert mich der visuelle Stil. Im Video zu I hate the sound of the guitar haben wir die Metal-typischen schwarz bemalten Augen auf ein Model übertragen. Sie steht isoliert, in einem weißen Raum. Es geht um den Aufstieg und Fall eines Musikers.

Wie verlief dein Aufstieg?

Mein erster großer Trumpf war MySpace. Das hat mir zu internationaler Bekanntheit geholfen. Heute spielt es keine Rolle mehr. Alles läuft über Facebook und Soundcloud. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal MySpace aktualisiert habe. Mein zweiter großer Trumpf war mein eigenes Label…

…das du vor fünf Jahren mit Moullinex und Mr. Mitsuhirato gegründet hast. Ist es in der Musikbranche nicht ratsam, wenn man kreative und organisatorische Parts trennt?

Das haben wir am Anfang auch versucht. Wir arbeiteten mit einem Musikproduzenten zusammen. Er lag aber nur auf der faulen Haut. Mit unserem eigenen Label konnten Moullinex, Mr. Mitsuhirato und ich unser Ding durchziehen.

Was ist euer Ding?

Von der Musik leben und bekannter werden – aber nicht auf Kosten unseres persönlichen Geschmacks. Das hat Priorität. In der komplizierten Musikindustrie ist es nicht einfach ihn zu bewahren. Das ist ein einziges Chaos hier.

Hast du mit deinem derzeitigen Stil deinen Geschmack gefunden oder ändert er sich nicht laufend?

Ich glaube schon, dass ich meinen Stil gefunden habe. Allerdings werde ich nicht für immer DJ bleiben, später möchte ich junge Musiker fördern. Und vielleicht mache ich irgendwann doch wieder lieber Rockmusik.

Wie lange brauchst du für einen Track?

Manchmal eine Nacht, manchmal einen Monat. Die guten Songs entstehen eher schnell. Meistens zumindest. Danach teste ich sie vor dem Publikum. Erst dann weiß ich ob sie brauchbar sind.

Machst du neben dem DJing und deinem Label noch etwas anderes?

Seit zwei Monaten arbeiten Moullinex und ich bei einer Opernproduktion in Lissabons größtem Theater, dem Teatro Praga, mit. Dort wird ab dem 15. März 2013 der Sturm von William Shakespeare aufgeführt. Wir geben dem Stück einen zeitgenössischen Klang mit Synthesizern und dirigieren dazu fünf Opernsänger. Das ist eine goldene Erfahrung für mich.

Am Samstag, den 09. März 2013 legt Xinobi im Studio Schwarz in München auf.

______________________

Moullinex – Darkest Night (Xinobi Remix)

Xinobis Website

Discotexas

Was denkst Du?