München hat einen neuen Veranstaltungskalender inklusive intelligenter Kritiken und Kommentaren für zeitgenössische Kunst: Reflektor M. Das wird gefeiert mit einer Launch Party am Mittwoch, den 13. Mai 2015 ab 20:30 Uhr im Lost Weekend. Hier wird das Projekt sowie die Reflektor M Editionen vorgestellt. Zu den beteiligten Künstlern gehören Kerstin Brätsch, Gabi Blum, Cyrill Lachauer, Duncan Swann und Björn Wallbaum. Im Anschluss legen auf: Mathis Mootz (P.C.Berlin), Benedikt Brachtel (SVS Records, Pollyester) und Sebastian Kempff (SJ Kowboy, Munich).
Drei Fragen an María Inés Plaza, 25, Herausgeberin und Redakteurin von Reflektor M, die an der LMU Kunstgeschichte studiert hat und davor für die Zeitung „El Universo“ in Guayaquil und das Online-Magazine „Rio Revuelto“ über zeitgenössische Kunst aus Ecuador tätig war.
María, Reflektor M ist nicht der erste (erweiterte) Veranstaltungskalender Münchens. Welche Lücke schließt er?
Seit dem Ende von „Radar“, dem punkigen, rosa Leporello – herausgegeben von Daniela Stöppel und Markus Dicklhuber – fehlte für München ein Medium, das Überblick über die Szene gegeben und kommentiert hat. Jürgen Graef, Julian Kempff und ich wollten „Radar“ fortsetzen. Die ehemaligen Herausgeber meinten, wir sollen es unter einem neuen Namen aufziehen. Das war uns recht, schließlich symbolisiert eine Namensgebung eine neue Geburt. Mit „Reflektor M“ filtern wir Veranstaltungen im Kunstkontext nach Ausstellungsorten. Uns ist es wichtig, ein Gleichgewicht der Aufmerksamkeit für Institutionen, Galerien und andere Projekte zu wahren. In einem Gespräch mit Diana Ebster vom Kulturreferat München, versuchte sie mir zu erklären, dass „Reflektor M“ nichts anderes tun möchte, als das, was das Museumsportal bereits leistet. Da bin ich anderer Meinung, denn mir fehlte dort etwas. Daher ist uns der Untertitel „Zeitgenössische Kunst in München“ sehr wichtig, denn die Kluft zwischen der wunderschönen und doch hermetischen Kunstszene der Stadt und der Stadt München selbst zu überwinden, ist die wichtigste Absicht für uns.
Insbesondere junge Künstler mit Münchenbezug sollen eine Plattform bei euch finden. Macht der Standort München es jungen Künstlern schwerer eine Öffentlichkeit zu finden?
Uns geht es nicht darum junge Künstler zu bevorzugen, nur weil sie jung und in München sind. Mit unserem Statement behaupten wir, eine treffende Auswahl zu finden, um in München den bestehenden Anspruch der Internationalität hervorzuheben. Münchnern selbst ist es allerdings oft viel zu bequem Kunst zu produzieren. Wir möchten fruchtbare Reibungen forcieren, die hier ruhig öfter stattfinden könnten. „Nichts gesagt ist genug gelobt“, wird hier oft und gerne behauptet. Das Gegenteil sollte man probieren. Hier ist einiges nicht schön und gut, nein, und mehrere Stimmen sollen sich zusammentun und diskutieren. Lob braucht die Stadt nicht, sondern konstruktive Friktionen. Nur in diesem Sinne, schafft sich die jüngste Generation Künstler die Öffentlichkeit, die sie benötigt und verdient. Wir ermutigen die Stadt, mehr Friktion zu erleben.
Für die Launch Party gebt ihr die ersten „Reflektor M Editionen“ heraus: Was ist das kuratorische Konzept dahinter?
Wir zeigen jeden Monat Editionen von Künstlern, die das Cover der Webseite gestalten. Das Gesicht von „Reflektor M“ sind keine willkürliche Auswahl, sondern ein nach Ausstellungen und Gegenwartspraxen orientierter Versuch, das Netzwerk zu bereichern. Die Editionen müssen in Verbindung zu einer aktuellen Ausstellung in der Stadt gestellt werden, die im laufenden Jahr stattfindet. Die Künstler-Editionen sind ein Vorschlag für einen bewegteren Kreislauf von Informationen und Werken, die produziert werden. Wenn man auf der Titelseite den Button „Zur Edition“ klickt, bekommt man eine Einleitung und einen Hinweis zum Vertrieb. Unser Text begleitet die Editionen, um eine runde kuratorische Basis für die Arbeiten zu bieten. Eine Edition darf nur in einem erläuterten Rahmen gezeigt werden, sonst wird sie nicht ernst genommen und als Ware abgetan. – Was ein ziemlich großer Widerspruch innerhalb des Systems ist, in dem Künstler produzieren. Dies bezüglich finde ich den Begriff Sharing-Economies inspirierend genug, um uns als Anbieter von Informationen, kritischer Meinungen und erwerbbarer Künstlerarbeiten vorzustellen.
Spannendes Projekt. Kannst du auch noch die Website zu dem neuen Kalender verlinken? Ich freu mich über den gut geschriebenen Interviewtext mit Maria.
Viel Spaß heute Abend auf eurer Launch Party.
Greetz da Maxi!
Hallo Maxi – danke für den Hinweis und das Feedback. Habe ich nachgetragen!