Thomas Vorreyer | Pop-Kultur Nachwuchs

PK_Nachwuchs_nologos_k_Ein Festival in Berlins Berghain? Als Tanztempel, Konzertkulisse und Herd vieler verruchter Geschichten ist der Techno-Club bekannt. Nun ziehen immer mehr Festivals in die Hallen des alten Heizkraftwerkes. Neben der Club Veranstaltung der Transmediale (CTM) findet Pop-Kultur vom 26.- 28.08.2015 an genau diesem Ort statt. DJ Sets, Lesungen, Talks und was auf keinen Fall fehlen darf: Konzerte werden präsentiert. Das ist aber nicht alles: Pop-Kultur-Nachwuchs ist gesucht!

Hier sind nicht nur junge Musiker angesprochen, auf Austausch wird gesetzt von der Musikpraxis über Geschäftsmodelle zum kreativen Schreiben werden die Felder an den ersten beiden Festivaltagen geöffnet und ein realistischer Einblick der Branche vermittelt. Insgesamt 150 junge Musiker, Journalisten, Blogger, Veranstalter und Produzent – jeder Herkunft – kommen während der Workshops in den Werkstätten des Bühnenservice der Stiftung Oper Berlin zusammen.

Drei Fragen an Thomas Vorreyer, 25, Popkulturkind und Berliner Musikjournalist, der die Online-Aktivitäten des Pop-Festivals betreut.

Thomas, warum fördert ihr den Pop-Nachwuchs in Berlin. Gibt es hier nicht schon genügend Kreativschaffende?
Die Branche ist sehr lebhaft, keineswegs aber übersättigt. Man muss nur auf das Programm des Pop-Kultur-Festivals schauen, um eine Vielzahl junger Nachwuchsbands und -Acts aus Berlin wie Isolation Berlin, Fenster, Mary Ocher …  zu entdecken, die schon früh in überregionalen Medien und im Ausland auf sich aufmerksam machten. Und es gibt viele weitere Talente, zu denen sich junge VeranstalterInnen, MusikjournalistInnen, BloggerInnen, DJs und ProduzentInnen gesellen, die den nächsten Schritt machen wollen.

Wir leben in dynamischen Zeiten. Neben Fragen nach dem Wie-besser-machen?, etwa bessere Kritiken schreiben, in Großbritannien Erfolg haben, bessere Live-Aufnahmen machen, oder ganz allgemeinen organisatorische und rechtliche Fragen rund um GEMA und Umsatzsteuervoranmeldung werden auch derzeit neu auftretende Fragen beantwortet: Der Produzent Matthew Herbert etwa behandelt, welche Bedeutung dem „Hören“ für MusikerInnen heute noch zukommt. Die Veranstalter Johannes von Jena und Johannes Fabian (Ritter Butzke/Holzmarkt) sowie Martin Eulenhaupt (Fusion Festival) besprechen, wie man mit alternativen Club- und Festivalkonzepten langfristig bestehen kann und sich dabei treu bleibt. Auch kulturwissenschaftliche Perspektiven kommen beispielsweise in Workshops mit der Rapperin Sookee zur Sprache. 

Ihr habt Spezialisten, darunter auch einige Journalisten, eingeladen. Wie arbeitet ihr zusammen?  
Viele der ExpertInnen gehören zum Netzwerk des Festivalteams. Manche der einbezogenen Institutionen wie Noisy Academy oder Music Pool Berlin betreiben Weiter- und Fortbildungsprogramme. Aber auch JournalistInnen wie der Popkritiker Jens Balzer (Berliner Zeitung), Annett Gröschner (FAZ), Alexander Samuels (Electronic Beats), Marcus Engert (detektor.fm) und Walter Marinelli (Blogrebellen) leiten zum Beispiel verschiedene Workshops. Zudem ist uns wichtig, dass auch Zeit für Einzelberatungen bleibt. Wir wollen dadurch ein realistisches und praxisnahes Bild von der Arbeit im Pop-Business vermitteln. Zum Start des Nachwuchsprogramms wird es eine interaktive Plattform geben, die wir mit den TeilnehmerInnen bespielen. 

Wie kommt man als Festivalveranstalter dazu, einen Workshop zu initiieren?
In unserem Programm gibt es zahlreiche Kollaborationen. »Pop-Kultur« will mehr sein und bieten, als ein herkömmliches Festival. Unsere Kuratoren Martin Hossbach und Christian Morin haben alle KünstlerInnen gefragt: Was möchtest du machen, was kannst du dir vorstellen? Owen Pallett spielt so etwa erstmals neue Songs zusammen mit dem Ensemble von stargaze, Balbina liest unveröffentlichte Gedichte vor, Sophie Hunger spielt ein exklusives Konzert. Wir wollen Nährboden für die wachsende Szene sein. Es bleiben nicht nur ein paar schöne Konzerterinnerungen zurück.

Thomas Q&A zum Festival gibt es hier. Der Unkostenbeitrag für die Workshoptage von 26. bis 27. August, jeweils von 11.00 – 18.00 Uhr, beträgt 35€. Bis 10. Juli könnt ihr euch noch bewerben. Für Teilnehmer aus dem Ausland kommt zum Teil das Goethe-Institut für die Anreise auf.

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