#15 Marina Richter

Selfie – ein so neues und doch nahezu abgenutztes Wort. Aus dem zeitgenössischen Wortschatz und Lebensalltag ist es nicht mehr wegzudenken. Aber die immer gleiche Pose? Wir bitten jeweils Künstler um ein Selbstporträt und ihre Gedanken, die ihnen beim machen durch den Kopf gehen:

Marina Richter Selbstdarstellungssucht 563„Für mich entstehen Selfies eher nebenbei. Ich fotografiere, um zu sehen und bei einem Selfie sehe ich nichts. An dem Tag, an dem ich anfing, diese beiden Fotos zu übermalen, sind mir die guten Fotos ausgegangen und ich suchte in alten Fotokisten. Dabei ärgerte ich mich über den ganzen Ausschuss, den ich produziere. Viele Bilder haben ganz interessante Stellen, sind aber in der Gesamtheit nichts geworden. So übermalte ich all die störenden Stellen und mir gefiel, was ich sah.“

Marina Richter, 34, arbeitet gerne in Serien, die kleine Geschichten erzählen. Ihre Analogfotografien zeigen oft nur Ausschnitte, Details, die für sich selbst stehen, eine gewisse Intimität vermitteln. Ihr Diplom in Kommunikationsdesign hat sie an der HBK Saarbrücken gemacht. Sie ist in Informationsgrafik versiert, doch fokussiert sich seit den letzten fünf Jahren auf fotografische Arbeiten. Marina wollte nicht mehr bloß zum Selbstzweck in der Designwelt funktionieren: „Design ist Deadline und Kunst ein offener Prozess.“ Den Zugang zum freien Arbeiten hat sie erst über die Flickr-, später über die Tumblr-Fotocommunity gefunden. Dort ist sie als Mranai auf der Suche nach sich selbst. Das Publikum – der Betrachter – ist ihr wichtig. Dabei bestimmt die Arbeitsweise, die durch die technischen Möglichkeiten limitiert wird, ihren Stil. Draußen bevorzugt sie statt der großen Spiegelreflex eine kleine Kompaktkamera und ist dann geheim unterwegs auf Entdeckungstour. Das zeigt auch ihr Instagram-Account, auf dem momentan besonders Naturaufnahmen dominieren. Bisher hat sie Bilder unter anderem im Nido Magazin und bei Pogobooks veröffentlicht. Marinas Arbeiten wurden im Sova Magazine „Desire“ auf mehreren Doppelseiten von Martin Petersen kuratiert und sind hier online einsehbar, wenn man Sova sein Verlangen verrät. Marinas erstes Künstlerbuch erscheint demnächst bei Paralaxe Editions.

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