Sova Magazin #6 Desire

Bei all der Digitalisierung und flächigem Zeitungssterben – es gibt sie noch die mutigen Herausgeber und Magazingründer. Unser Herz schlägt für Selfpublishing und darum stellen wir mit der Indie-Mag Rezension unabhängige Hefte vor. Mit viel Liebe gemacht, in kleiner Auflage erscheinend und ohne großen Verlag im Rücken. 

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Foto: Tereza Mundilová

Angst, Unsittlichkeit und Verlangen sind Thematiken, die das Fotomagazin Sova aufgreift. „Sleep“ war die erste Ausgabe, die 2011 mit 16 gefeaturten Künstlern erschien. „So wie in einer früheren Ausgabe ‘Angst‘, ist auch ‘Desire‘ etwas, was jede unserer Handlungen bestimmt und miteinander einhergeht“, erklärt Martin Petersen, 28, Art-Direktor und Herausgeber des Magazins. Die sechste Edition ist kürzlich erschienen, „um der Frage nach dem Grundverlangen nachzugehen“.

Noch in der letzten Ausgabe „The Non-Moralist“ zeigte Martin ein insgesamt sehr rohes Bild: viele widersprüchliche Nacktfotografien von intimen Sexspielerein im Bett bis hin zu Darkroom-Aufnahmen des Fotografen Peter Kaaden. „Desire“ ist wesentlich sanfter. Zwar wird nackte Haut nicht ausgespart, doch die Aktinszenierungen von Menschen und manchmal auch Tieren, des chinesisch Ai Wei Wei-Zöglings Ren Hang haben eine faszinierende Ästhetik. Die polnische Fotografin Lena Gallovica hingegen kommt fast ohne Haut aus. Trotzdem erzeugen die Bilder ihrer verhüllten Protagonisten Neugierde.

„Ein Independent-Magazin rauszubringen ist eine schwierige und kostspielige Aufgabe. Der Markt der Printanzeigen ist so gut wie tot, vor allem für kleine Independent-Magazine“, sagt Martin. Das schreckt ihn aber nicht ab. Ein paar Anzeigen hat er diesmal mit ins Heft genommen, um die Kosten zu senken. Auch wenn es noch ein Minusgeschäft ist, macht Martin weiter: „Sova ist eine Plattform für Künstler und auch für mich, um Dinge zu tun und zu veröffentlichen, die in einem kommerziellen Kontext so nicht möglich sind.“ Nach fünf Jahren hat Sova als kleines Kollektiv zu sich gefunden, und auf den ersten Seiten von Desire sein Manifest niedergeschreiben: „Everthing is about the difficulty to immmerge into a visual and narrative discourse. (…)“

Sova zeigt vorwiegend Fotoarbeiten mit ungewöhnlich vielen weiblichen Positionen, wie von Eylül AslanHelen Korpak oder Marina Richter. Das Heft ist aber keine reine Fotopublikation. Anna Crews alias „Slutty Anna“ teilt ihre Gedanken über Sexualität, Sorgen und Verwundbarkeit mit und im Aufmacher „One has to learn how to desire“ erläutert der slowenische Philosoph Slavoj Žižek, woher sexuelles Verlangen kommt und was es mit uns macht.

Fazit: Desire ist optisch sehr ansprechend, das Papier fühlt sich gut an – es ist ungestrichen 140 g/qm mit zwischendurch ein paar gestrichen 115g/qm- Seiten. In der Auswahl werden bisher noch unbekannte Fotografen mit anspruchsvollen Arbeiten zeigt. Ein kleines Highlight ist das Poster „One has to learn how to desire“ von Jan-Frederic Goltz.

Sova Desire wurde in der Tschechische Republik gedruckt, kostet 14 Euro und ist unter anderem bei Motto Berlin so wie unter: sova.tictail.com erhältlich. 

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