Chra | Berlin Atonal 2015

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Ende August verwandeln sich die Räume des Kraftwerks in der Köpenicker Straße wieder in eine Festivallandschaft, die sich ganz experimenteller Musik und Lichtinstallationen widmet. In den Hallen, in denen sonst der Technoclub Tresor tobt, findet vom 19. bis 21. August das Berlin Atonal statt. In den 90ern als (Sub-)Kulturfestival der Berliner Kunst- und Postpunk-Szene bekannt, schlummerte das Berlin Atonal viele Jahre. Nach einer 23-jähriger Pause wurde die Idee 2013 wieder aufgenommen. Die fünftägige Veranstaltung beinhaltet begehbare Installationen und präsentiert im Beton-und-Stahl-Heizkraftwerkambiente internationale Soundkünstler, die mit elektronischer Musik experimentieren.

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Foto: Christian König

Einer der auf dem Festival rar gesäten weiblichen Akts, ist Chra. Chra steht für dunklen, technoiden Sound. Seit Anfang der 90er Jahre ist die Wienerin Christina Nemec, 47, in der Undergroundszene Österreichs bekannt. Sie hat ihr eigenes Label Comfortzone gegründet und ist neben ihrer Arbeit als Musikerin und Produzentin auch als Moderatorin tätig.

Christina, du bist auf dem Atonal Festival einer der wenigen weiblichen Künstlerinnen. Ist das etwas, das dir häufiger passiert?

Die Unterrepräsentanz von Musikerinnen und Produzentinnen – gerade auch im experimentelleren Musikbereich – sehe ich immer wieder und es wird auch immer wieder via Female Pressure (es werden jährlich Zahlen, Daten, Fakten erhoben) und mittlerweile auch in Technoklubs ganz offen diskutiert. Auch hier in Wien zum Beispiel in der Grellen Forelle im Zuge des Clubs Courage. Vor allem bei von der öffentlichen Hand finanzierten Festivals sollte es mehr Bewusstsein dafür geben, zu schauen, welche Musikerinnen in den entsprechenden Feldern produzieren und performen. Dass es nicht genügend gibt, kann widerlegt werden. Für mich ist das Supporten von Kolleginnen durch meine Podcasts, Charts, Radiosendungen oder Fernsehsendungen eine Selbstverständlichkeit.

Das Atonal steht in der Tradition experimenteller Musik. Wie passt das du deinem persönlichen Stil. Hast du dich schon immer in dieser Richtung verortet?

Experimentell oder DIY sind für mich die Parameter, in denen ich seit Ende der 80er Jahre Musik mache – zuerst nur analog und mit den 90ern dann auch digital. Mich interessiert am Musikmachen jederzeit etwas dazuzulernen und es darf auch einmal gerade und unterhaltsam sein, denn ich habe eine große Liebe zu Popmusik. Ich mag die Kombination aus Experimentell vs Pop.

Neben Licht- und Soundinstallationen sind fünf Tage Programm geboten. Was sind deine Highlights?

Da ich am 19. August schon in Berlin sein werde, freue ich mich auf die Eröffnung des Festivals mit Alessandro Cortini & Lawrence English, auf den Chor der Kulturen der Welt, auf die junge Schwedin Ellen Arkbro und auch auf die Location und das Team. Am zweiten Tag spiele ich selbst, da bin ich meist wahnsinnig nervös. Ich werde aber auch Gelegenheit haben, zwei Bekannte wiederzusehen: Russell Hasswell und Kandging Ray. Danach geht es weiter zum Klangfestival nach Gallneukirchen in Oberösterreich.

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Chra auf Soundcloud
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Chra spielt am Donnerstag, den 20. August ab 20.00 Uhr auf der Main Stage des Berlin Atonal. Neben ihr treten als Künstlerinnen Puce Mary, Ellen Arkbro und Frau W auf.

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