Nikita Diakur | „Ugly“ Animationsfilm

ugly amination filmWer legt fest, was schön und was hässlich ist? Auch wenn es viele Lehrbücher über Schönheit und Ästhetik gibt, entscheidet letztendlich die eigene Wahrnehmung. Seit über zwei Jahren animiert Nikita Diakur in Cinema 4D eine eigene Welt mit eigener Bildsprache: Willkommen im Blau-lila Ugly Universe.

Bei dem Filmprojekt sind eine Handvoll Kreativer involviert. Der Kurzfilm ist ein Gegenentwurf zur perfekten Welt, die größtenteils im Netz dargestellt wird. In „Ugly“ ist alles auf die eine oder andere Weise schief oder kaputt. Die Figuren hängen wie Marionetten an unsichtbaren Schnüren im digitalen Raum und werden mit Hilfe von dynamischer Simulation in Bewegung gebracht. Die Struktur wird durch Drei- und Viereckformen, die an futuristische Computerspiele erinnern, dominiert. Merkwürdige Gestalten tauchen auf: klobig geformte Punks, Feuerwehrmänner auf Stelzbeinen und Tiere, die aussehen, als wären sie von Kinderhänden gezeichnet. Hauptdarsteller sind der schielende Indianerhäuptling „Redbear Easterman“ und die einäugige Katze mit viel zu langer Zunge – beide versuchen Frieden in ihrer desaströsen Nachbarschaft zu finden. Mit Hilfe einer Kampagne auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter versucht das kleine Team um „Ugly“, die Animation zu finanzieren. Unter anderem gibt es für die Unterstützung Film-Downloads, Siebdruck-Shirts, Indianerfiguren oder den spirituell angehauchten Soundtrack von Cédric Dekowski & Felix Reifenberg.

Nikita_DiakurNikita Diakur, 32, wurde in Moskau geboren. Seine Familie wanderte in den 90er Jahren nach Deutschland aus. Nach dem Abitur studierte er in London Kunst, Design und Animation an Central Saint Martins und dem Royal College of Art. Heute lebt Nikita in Mainz und arbeitet als Freelancer, unter anderem für das ZDF und macht nebenbei kommerzielle und freie Filmprojekte.

Nikita, in deinem Animationsfilm „Ugly“ schaffst du ein lila Universum. Warum dieser Name? So hässlich sieht es gar nicht aus.
Es ist ein Universum, das gleichzeitig hässlich und schön ist: Die Formen sind unvollendet, die Texturen sitzen schief, die Figuren schauen doof; aber das Licht, die Farbstimmung zwischen Magenta und Cyan macht alles schön. Bei kommerziellen Projekten ist man immer gezwungen, Dinge schön zu machen. „Ugly“ ist eine Art Fluchtversuch. Dadurch, dass wir zuerst den Schritt zum Hässlichen gemacht haben, um dann wieder zum Schönen zurückzukommen, ist eine neue Welt entstanden.

Der Plot dreht sich um einen Indianer und eine Katze. Wie bist du auf diese Idee gekommen?
Die ersten Zeichnungen entstanden vor drei Jahren, richtig arbeiten wir seit gut zwei Jahren daran. Inspiriert wurden wir von einer anonymen Geschichte aus dem Internet. Sie heißt „Ugly the Cat“ und ist auf diversen Inspirationsportalen neben Zitaten, Lebensweisheiten und Bildern mit Delfinen oder Wasserfällen als Aufmunterung zu finden. Ich fand die Geschichte am Anfang kitschig, aber auch traurig und irgendwie witzig. Xavier Renegade Angel (eine Serie auf Adultswim) war ebenfalls eine große Inspiration. Das Ganze ist ähnlich maßlos metaphysisch, spirituell und kaputt.

Was fasziniert dich an der Umsetzung von 3-D-Animationen?
Die Computeranimation gibt einem die Freiheit, alles darstellen zu können. Man kann damit jede Geschichte erzählen. Die Vorstellungskraft und leider auch oft das Budget ziehen die Grenze. Als unabhängiger Animationskünstler kann man es deshalb mit den Großen nicht aufnehmen. Dafür ist man freier, kann experimentieren und sich viel mehr trauen. So entsteht Neues und Ungewohntes, vielleicht auch etwas, das zunächst hässlich und später schön ist. 

Das Crowdfunding für Ugly läuft noch bis 20. Oktober. Einen Plan B gibt es für das Team nicht, der Film wird fertiggestellt, auch wenn es ohne Finanzierung heißen sollte, dass es länger dauern würde.

 

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