Mit Line unterwegs in Jordanien

Schon zwei Wochen in Jordanien unterwegs und immer noch bleibt mir die Spucke weg. So hingerissen bin ich von der Schönheit dieses Landes: die gelben Landschaften, die Korallenriffe im glasklaren roten Meer und allem voran: die warmherzigen Menschen. Sie liefern jeden Tag neue Begegnungen, die in keinem Touristenführer beschrieben werden können. Drei Geschichten, die man so nur in Jordanien erleben kann.

Vorab: Ich gebe für Jordanien eine uneingeschränkte Reiseempfehlung ab – insbesondere, weil man als Tourist momentan das ganze Land für sich allein hat! Die Meisten trauen sich wegen den Kriegen und Krisen in den Nachbarländern Syrien, Irak und Israel/Palästina nicht mehr her. Dabei ist Jordanien sehr sicher. „Sicherer als ein Schulhof in den USA“, so hat es ein Expat treffend ausgedrückt.

Barfuß durch die Stadt

Shorts und ärmellose Bluse: falsches Outfit für Jordanien. Auch wenn das Land im Vergleich zu den Nachbarn sehr liberal ist, muss ich mich auf dem Fußweg zur berühmten Kreuzfahrer-Burg Karak den von oben bis unten musternden Blicken der gesamten Stadtbevölkerung aussetzen. Als käme ich vom Mars. Schultern und Knie einer Frau sind die meisten Jordanier außerhalb der Tourismusbranche auf offener Straße nicht gewöhnt. Selbstbewusst, wie ich als moderne Frau bin, spaziere ich mit stoischem Blick durch die Gassen und denke mir: schaut euch meine Beine genau an. Solche Beine werdet ihr in Zukunft öfter sehen. Insgeheim fühle ich mich dennoch fehl am Platz, und weiß, dass dieser emanzipatorische Ansatz hinkt.

Doch ein Unfall versöhnt Karaks Bewohner und mich. Auf der Burg reißt der Riemen meiner Sandale. Ich muss barfuß zurück durch die Stadt. Auf dem Weg glotzt plötzlich keiner mehr auf mein Outfit. Blitzschnell haben die Jordanier mein Problem erkannt und wollen mir helfen: Einer zeigt mir den Weg zum Schuster, ein anderer geleitet mich zum Schuhladen, jemand bietet mir ein Taxi an. Ein Ladenbesitzer will wir sogar sein eigenes Paar Schuhe schenken. Wer hätte das gedacht: Jordaniens Hilfsbereitschaft ist größer als das Befolgen der Tradition.

Calligraffiti lernen in Amman

IMG_5306Kunstfans: Augen auf in Jordaniens Hauptstadt Amman. Wer genau hinsieht, findet im traditionellen Stadtbild Spuren einer aktiven Streetart-Szene. Insbesondere im Künstlerviertel Weibdeh bemalen junge Leute hohe Hauswände mit knalligen Gemälden. Ein beliebtes Motiv: Augen, mal abstrakt, mal gegenständlich, immer arabisch-geheimnisvoll. Ergänzt werden die Wandgemälde mit Schriftzügen auf Arabisch: sogenannte „Calligraffiti“, eine Mischung aus Kalligrafie und Graffiti. Glücklicher Zufall: Als wir in Amman waren, fand das erste Regional Urban Festival statt. Das ließen wir uns nicht entgehen und schauten vorbei. In einem Workshop wies uns Sprayer Wes in die Künste der Calligraffiti ein und wir versuchten uns an unseren Namen.

Kraxeln und dinieren mit Beduinen

IMG_5470-neuIch bin eigentlich kein großer Fan von Ruinen, aber die antike Nabatäer-Stadt Petra ist ein Weltwunder, das mich schwer beeindruckt. Das liegt zum einen an den bombastischen uralten Bauten, zum anderen an den Beduinen, die die alte Stadt zum Leben erwecken. Sie sehen mit ihrer Kohle-Bemalung um die Augen aus wie viele Jack Sparrows und leben hier wirklich: Sie schlafen in Höhlen, reiten Esel, trinken Tee und genießen mit ihren Gästen aus der ganzen Welt Sonnenuntergänge. Wir lernen den 20-jährigen Rami kennen. Er zeigt uns Höhlen, beduinische Weisheiten („Come as a guest, go as a friend“, „Better one night in the desert than ten days in the city“) und den schönsten Aussichtspunkt in Petra: auf dem hohen Dach des Klosters – kraxeln in schwindelerregenden Höhen unabdinglich. Wir verbringen nicht nur den Tag, sondern auch den Abend mit ihm. Im Beduinendorf laden er und seine Freunde uns zu einem Abendessen ein.

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Mehr Fotos von der Reise gibt’s hier: instagram.com/linschlinsch

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