Selfie – ein so neues und doch nahezu abgenutztes Wort. Aus dem zeitgenössischen Wortschatz und Lebensalltag ist es nicht mehr wegzudenken. Aber die immer gleiche Pose? Wir bitten jeweils Künstler um ein Selbstporträt und ihre Gedanken, die ihnen beim Fotografieren durch den Kopf gehen.
„A self portrait is all about the alter ego. Who is the other self? It’s constantly floating around me – ever changing.“
Mit diesen Worten interpretiert die Künstlerin ihr Selfie, das Videostill space enquiry (loading) frame 02:22:10. Susi Gelb, Zögling von Professor Olaf Metzel sowie Professorin Magdalena Jetelova, knüpfte in „full size original ∞ loading“ deutlich an ihren Spürsinn für atmosphärische Räume und die Transformation von Wertschöpfungen an. „Prozesse, Materialien, Zeitregime und Systeme werden bis zum Exzess strapaziert und befinden sich in einem Zustand der konstanten Zirkulation“, schreibt sie über ihre konzeptionellen und neuerdings auch alchemistischen Arbeiten.
Gemeinsam mit Gabi Blum, ebenso an der Akademie der Bildenden Künste ausgebildet und zur festen Instanz der Münchner Kunstszene etabliert, inszenierte sie in den städtischen Kunstarkaden vergangenen Sommer die Ausstellung „full size original ∞ loading“, welche eindrucksvoll die Idee aufgreift, dass während des Heranzoomens an ein Foto permanent neue Schärfebereiche und Ebenen entstehen, die die Realität aus den Angeln zu heben versuchen. Als Inspirationsquelle nennen die beiden die am 5. Januar 2015 von der NASA veröffentlichte weltweit bislang größte Fotografie, welche die Andromeda-Galaxie in über 1,5 Milliarden Pixel abbildet.
Auf dem virtuellen Spielfeld „Select your character!“ wurden die Avatare der beiden Künstlerinnen in hoher Auflösung pausenlos neu geladen, und den nahmen Betrachter mit in den Schwellenmoment des Ladeprozesses; die Dynamik des Ausstellungskonzepts passte gut zu den Kriterien des Kulturreferats der Landeshauptstadt, die die Location in der Sparkassenstraße als Plattform für zeitgenössische interkulturelle Kunst und Forum für interaktive Experimente ausschreibt.
Anderweitig beschäftigt sich Susi nicht nur mit Produkten der Raumfahrt oder lässt sich als überlebensgroßer Avatar Schlangen um den Hals winden – Leihgaben der Reptilien-Auffangstation München e.V, nebenbei bemerkt. Zuletzt zeigte sie etwa Arbeiten im Rahmen der Jahresgaben des Kunstvereins und war an verschiedenen Formaten in der easy!upstream Galerie beteiligt.
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Dieses Künstlerselfie gibt es auch gedruckt in der aktuellen Super Paper.