#39 Rosi Offenbach

Selfie – ein so neues und doch nahezu abgenutztes Wort. Aus dem zeitgenössischen Wortschatz und Lebensalltag ist es nicht mehr wegzudenken. Aber die immer gleiche Pose? Wir bitten jeweils Künstler um ein Selbstporträt und ihre Gedanken, die ihnen beim Fotografieren durch den Kopf gehen.

Rosi_Offenbach_Kuenstler_selfie_fuer_selbstdarstellungssucht„Ich wünschte, ich wäre ein Vampir. Dann könnte ich für immer leben und wüsste vielleicht irgendwann, wer ich bin. Es ist schwierig, herauszufinden, wer man ist. Selfies erklären zumindest, wer man gerne wäre, eine Art Idee vom eigenen Ich.“

Oft arbeitet die Fotografin Anna Pentzlin, 30, unter Pseudonym, ihrem Künstlernamen Rosi Offenbach. Das ist ihr Pornoname ­– eine Zusammensetzung aus dem Namen ihres ersten Haustiers und der ersten Straße, in der sie wohnte. Die Münchnerin hat nach ihrem Studium in Germanistik und Romanistik, ihre Ausbildung zur Kommunikationsdesignerin an der Designschule München abgeschlossen. Ihre Aufnahmen sind weit entfernt von klassischer Aktfotografie. Neben Selbstdarstellern wie Bonnie Strange, Candy Ken oder Teen Slut Alexis beherbergt ihr Tumblr viele Aufnahmen aus dem Nachtleben, tätowierter Haut, geschminkten Männern, aber auch von Demonstrationen.

„Mit meinen Fotos will ich kommunizieren, wie ich mich fühle, weil mir dazu oft die Worte fehlen“, sagt Anna. Das hat sie bereits als Fotobloggerin „Tina“ auf dem eingestellten SzeneblogE-Garten“ gezeigt. Bei Shootings unterstützt sie oft die Visagistin Sabrina Reuschl, die auch bei dieser Aufnahme für Haare und Make-up zuständig war und sie in eine untote Lana Del Rey verwandelt hat.

Anna nimmt sich selbst nicht zu ernst, das macht sie zu einer angenehmen Zeitgenossin. Sie ist inspiriert von Menschen, die sich die Freiheit nehmen, das Leben zu leben, das sie möchten, auch gegen Widerstände von außen. „Mein Ziel ist es Sehgewohnheiten zu verändern, eine Bildergegenwelt zu schaffen, die das perfekt Retouchierte infrage stellt“, dabei möchte sie Spaß haben und frei sein. Als Freelancerin ist sie für verschiedene Auftraggeber tätig, doch ihr Herz hängt an ihren freien Arbeiten, die unter anderem in dem Fotomagazin der Greif oder auf Vice zu sehen sind. Im letzten Jahr erhielt sie die Nachwuchsauszeichnung des Art Directors Club für Deutschland in Fotografie.

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Dieses Künstlerselfie gibt es auch gedruckt in der aktuellen Super Paper.

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