Sebastian Szary: „In uns steckt noch eine grosse Menge Affe drin.“

So Mitte der Neunziger stelle man sich zwei ein wenig bekiffte Jungs in einer umgebauten Werkstatt vor. Beide basteln dort an tatsächlich ziemlich explosivem Elektro-Sound herum. Aus den Jungs wurde vielseits gefeiert Modeselektor. Erinnert sich Sebastian Szary, kein anderer Sebastian als der von eben Modeselektor, an die anfänglichen Songbasteleien und die umgebaute Werkstatt zurück, dann nennt er sie liebevoll „Schuppen“. Nach ihrem Konzert im Münchner Backstage treffe ich Gernot Bronsert und Sebastian Szary.

Ein Kurzinterview mit Sebastian über Facebook und Fake-Friends.

Sebastian, euer neuestes Album habt ihr Monkeytown getauft – wieviel Affe steckt denn noch in dir?

Aber Hallo! Ich denke in mir und in uns steckt noch eine grosse Menge Affe drin! Das äussert sich zum Beispiel auf der Bühne: alles raus lassen, immer lauter werden, einen Affen machen. Affen leben ja nun auch in Horden und wir waren in den letzten Jahren immer auf der suche nach der perfekten Horde. Ich denke, wir haben die perfekte Horde/Crew inzwischen gefunden: Das sind wir, die Leute beim Label, unsere Künstler und natürlich unsere Fans.

Pretentious Friends, das zweite Lied auf Monkeytown spielt auf Soziale Netzwerke wie Facebook an – du hast selbst über 1000 Freunde dort, alles Möchtegern-Freunde?

Das kann man so nicht sagen. Ein paar von den 1000 habe ich schon mal getroffen. Da gibt es ne richtige Szary-Fanbase. Die sind geschlossen mit dem Zug nach Berlin zu unserer Record-Release-Party gekommen. Letztendlich ist die Möglichkeit, direkt mit jemanden Dinge auszutauschen schon genial. Man muss wissen wo die Grenzen im „Talk“ sind. Da gibt es echt kuriose Fragen. Und dadurch, dass die ganzen „Freunde“ auf der ganzen Welt verteilt sind, ist immer einer wach wenn man nur „yo“ postet. Ich finde es gut, dass man auf direktem Weg daran teilhaben kann. Im übrigen finde ich die Bezeichnung „Freunde“, bei dem ganzen Netzwerkkram etwas deplaziert. Es sollte einfach nur „Fan“, „Dudes/Dutette“ oder „Kumpel“ heißen. Interessant wäre, wenn man beispielsweise: „Wer kann mir mal Geld leihen?“, postet. Neben den sozialen Netzwerken treffen wir unterwegs unglaublich viele Menschen. Die ganzen Namen im Kopf zu behalten ist schon anstrengend. Vom Promoter/Journalist/Musiker/Driver über diverse Fans, ist es total hilfreich, wenigstens einen Platz zu haben, wo diese Menschen im iGedächnis verewigt werden.

Auf euren Konzerten spielen Visuals eine tragende Rolle – habt ihr vor irgendwann wie Kraftwerk euer Lebenswerk im Museum auszustellen?

Irgendwann kommt die große Ausstellung, mit allen Relikten, ob Fotos, Ledermützen, Verteilersteckdosen und Hotelzimmerkarten incl. Hotelbwertungen. Zu den Visuals ansich: Wir haben schon zweimal das Werk auf Bild/Tonträger verewigt. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Visual/Musik-Kombi im Klub am besten funktioniert. Bisher konnte ich nur während des Soundchecks die Wirkung der Bühne genießen, das fand ich aber fett.

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zur Webseite von Modeselektor

Modeselektor – Pretentious Friends (feat. Busdriver) by Modeselektor

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