Born free von Marc Thalberg und Florian Schaumberg


Amerika viel geliebtes und gehasstes Land der unendlichen Möglichkeiten. Amerika an sich, ein doch sehr ausgelutschtes Thema eigentlich. Amerika mit Fokus auf charakteristische Heile-Welt-Vororte und Traumvorstellungen, dass haben aus einem tatsächlich überraschendem Blickwinkel Florian Schaumberger und Marc Thalberg in ihrer gemeinsamen Ausstellung „Born Free“ thematisiert, die noch bis zum 29.04 von Montag bis Mittwoch (10-18 Uhr) und Freitag bis Sonntag (14-22 Uhr) in der Akademie der Bildenden Künste München, im 1.Obergeschoss Raum 1.018 besucht werden kann.

Schon der Einladungsflyer zu der Ausstellung verführte zum mitnehmen, so zuckerbäckersüß, wie die beiden Künstler die kleinen amerikanischen Vorstadthäuschen auf dem Silbertablett für das Publikum servieren. Wer aber mit Amerikanischem Kitsch rechnet, der hat sich getäuscht. Begrüßt wird der Besucher im Klassenraum 1.018 von einer Vorstadt-Mädchen-Projektion, die sich genüsslich und leidenschaftlich an der Gogostange verausgabt – vielleicht mit der Hoffnung eines Tages die neue Lana del Rey zu werden? „Mei, wenns sowas im Club gebe, wozu braucht man dann noch echte Tänzerinnen?„, entfährt es einem Gast. Angeschaut ist aber eben nicht angefasst. Dann ein Mal ein wenig nach rechts den Blick von der erotischer Verführung entfesselt, lodert Holzgebälk mit einer Flagge vor sich hin. Florian Schaumberger hat mit seinen Projektionen auf Installationen fast schon Hologramme geschaffen: „Ich mag es aber, wenn jeder sieht, dass es zwar täuschend echt wirkt aber eben ersichtlich projeziert wird.„, erklärt er. Marc Thalberg hat für seine Arbeit auch mit einem Beamer gearbeitet, allerdings nur in der Vorbereitungsphase. Er hat ein von ihm mit Photoshop zusammengesetztes Foto an die Wand geworfen und dann Pixel für Pixel abgemalt. Zwei Frauen sind darauf zu sehen. „Wieso sind das genau zwei Frauen?„, frägt er in die Runde. „In meiner Vorstellung erinnere ich mich an den fehlenden Mann in einer Familie, der in den Krieg gezogen ist.„, ergänzt Marc. In der Ausstellung hängt die Projektionsmalerei in einem abgedunkelten Raum mit diffusem Licht und umhertanzenden, schwarzen Plastikluftballons, angetrieben von Ventilatoren. Eine seltsame Stimmung hängt im Raum – die Ballone wirken beseelt, wie überdimensonialisierte Käfer oder fliegende Seelen-Schwärme oder zumindest undefinierbar organisch. Sie haben eine mystische Schwarmdynamik, schmiegen sich an die Körper der Besucher oder laden sie zum spielen ein. Wie Bild und Ballone genau zusammenhängen bleibt ein wenig unklar. „Plastik.„, meint Marc. „Ist Amerika nicht irgendwie Plastik?“ Plastik schon allein dieses Wort zergeht künstlich auf der Zunge wie Süßstoff. (Anm. der Autorin also mir gerade…). Wie auch immer. Ausstellungen sind gut, wenn die Fotos davon nicht im entferntesten das Erlebnis mit der Kunst Vorort ersetzen können. Bei Born Free ist das so und das ist schön! Schön, dass Intels Museum of Me gegen besuchte Medienkunst im realen Raum eigentlich gar nichts kann!

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Marc Thalbergs Soundcloud

Florian Schaumberger bei Flachware der AdbK München

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Eindrücke von der Vernissage Born Free:

2_Born_Free_Flyer

7_Born_Free_Eindrücke

6_Born_Free_Eindrücke

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Fotos: Veronika C. Dräxler

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