Nezaket Ekici „Alles, was man besitzt, besitzt auch uns“ | Haus am Waldsee


Sie presst den Mund an die Wand und hinterlässt einen roten Lippenstiftabdruck. Setzt erneut an und macht so aus der weißen Wand im ehemaligen Damenzimmer des Hauses am Waldsee eine Kusstapete. Mit den Küssen erweist die Deutschtürkin Nezaket Ekici dem oft Übersehenen ihre Reverenz und bringt zudem eine unerwartete Intimität ins Spiel. In „Alles, was man besitzt, besitzt auch uns“ geht sie Ding-Mensch-Beziehungen nach, indem sie sie mit vollem Körpereinsatz untersucht. Ekici, die in Braunschweig bei der Performance-Künstlerin Marina Abramovic studierte, bespielt mit ihrer Einzelausstellung sämtliche Räume und Stockwerke der Zehlendorfer Villa mit Installationen, Performances und Video-Dokumentationen ihrer Arbeiten, von denen einige sich mit tradierten Vorstellungen von Weiblichkeit und der Rolle der Frau im Islam befassen. Ekici arbeitet damit gegen ein Schicksal an, das sie selbst mit 18 Jahren beinahe ereilt hätte – wäre sie nicht eine so rebellische wie leidenschaftliche junge Frau gewesen.

Bis 16. August 2015 im Haus am Waldsee, Argentinische Allee 30, Berlin. Dieser Text erschien in der taz-Beilage „taz.plan“ am 02.07.2015. 

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