Lives of the Unholy: Krzysztof Pijarski im C/O Berlin

Collage von Resten eines sowjetischen Denkmals für die „Errichter Polens“ über der Baustelle des Warschauer Nationalstadions

Ihr seid keine Helden mehr. Dieses Bild vermittelt der polnische Fotograf Krzysztof Pijarski in seinen collagierten Schwarz-Weiß-Fotografien sowjetischer Denkmalruinen im Berliner Ausstellungshaus C/O. Pijarski fasziniert die Gewalt, die von ihnen ausgeht. Vor zehn Jahren fing er an, sie zu fotografieren. „Lives of the Unholy“ ist seine Serie von 2009 bis 2012 mit Aufnahmen aus seiner Heimatstadt Warschau. Den Realsozialismus wünscht er sich nicht zurück, doch: „Es ist ein Problem zu vergessen, wer wir waren.“ Mit großformatigen Collagen und Bildtafeln, die mit Archivmaterial und eigenen Bildern gemischt sind, findet er eine neue Form des Erinnerns. Pijarski, der 1980 geboren wurde und in Deutschland aufwuchs, hat sich mit der Frage auseinandergesetzt, wie man etwas zeigt, das nicht mehr da ist.

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Reste einer Statue von Ludwik Waryński, polnischer Sozialist und Journalist († 1889)

Denn nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden viele dieser pompösen Statuen, darunter einige von Felix Dserschinski, abgerissen, gegen ihren Metallwarenwert verkauft oder verschwanden. Die alten, konstruierten Helden mussten fallen. Doch die Transformation scheint nicht abgeschlossen, auch heute ist die Frage des Umgangs damit noch aktuell. Pijarski und die Kunstkritikerin Annika K. Kuhlmann – die in der neuen Arte-Webserie Translantics mitspielt – wurden vom C/O als Talents 34 zusammengebracht. Talents ist ein seit 2006 jährlich ausgeschriebener Nachwuchswettbewerb für Gegenwartsfotografinnen bis 35 Jahren und angehenden Kunstkritikerinnen.

Im C/O wird eine Auswahl der Fotografien von Pijarski gezeigt. Darunter die Ruinen eines Arbeiterdenkmals der „Errichter Polens“ nach dem Zweiten Weltkrieg, aber auch eine Aufnahme einer Statue der Waffenbrüderschaft. Die „Archäologie der Fotografie“ seines verstorbenen Freundes Jerzy Lewczynski, die eine Notwendigkeit der Suche nach Archivbildern, aber auch das Aufdecken der Wahrheit über fotografische Dokumente auszeichnet, diente ihm für „Lives of the Unholy“ als Vorbild. Auf Pijarskis Webseite lässt sich die vollständige 26-teilige Serie finden.

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Bildtafel „#22 Mausoleum“ der Roten Armee von 1949 und „#24 Rosa“ gewidmet der Politaktivistin Rosa Luxemburg († 1889)

Lives of the Unholy“ läuft noch bis 1.11., Hardenbergstraße 22, täglich 11–20 Uhr. Dieser Text erschien in ähnlicher Form bereits in der Beilage taz.plan.

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