#47 Matyáš Chochola und Azem Maksutaj

Selfie – ein so neues und doch nahezu abgenutztes Wort. Aus dem zeitgenössischen Wortschatz und Lebensalltag ist es nicht mehr wegzudenken. Aber immer die gleiche Pose? Wir bitten jeweils Künstler um ein Selbstporträt und ihre Gedanken, die ihnen beim Fotografieren durch den Kopf gehen.

Matyas Chochola und Azem Maksutaj„It is hard to imagine an artist and a fighter getting on, but we were drawn to each other in a strange way, like magnets. Sport is at the edge of performance; the psychological aspects are the same.“

Als ich Matyáš Chochola am Eröffnungswochende der Manifesta, der Biennale für zeitgenössische Kunst, in Zürich treffe, ist er ganz Künstler, in Anzug und mit dichtem Krausebart und hipper Brille. Umso faszinierter war ich, als er mir fröhlich erzählt, wie er einen Monat lang mit dem 14-fachen Kickbox Champion Azem Maksutaj und seinen Schülern als „Art-Champion“ trainierte. Der Box-Champion Azem schlüpfte dafür in die Rolle des Künstlers. Er und seine Gruppe nutzen ihre Power, um aus Keramik filigrane Figuren zu machen, indem sie es mit der Faust durchschlugen. Das Ergebnis des Kraftakts ist jetzt noch bis zum 18. September auf der Manifesta zu sehen. Die Keramik-Figuren setzen sich mit glänzenden Pokalen und Boxsäcken, die von der Decke hängen, zu einer Gesamt-Installation zusammen.

Matyas

Matyáš studierte an der Akademie der Künste in Prag, 2013 ging er nach Berlin an die Universität der Künste und heute arbeitet er wieder in Tschechien. Er war neugierig darauf, wie sich seine Kunst und der Boxsport vertragen würden: „I joined the trainings with fourteen-time world champion kickbox fighter Azem Maksutaj and together we did a ritual fight performance and exchanged the energy and experience of being artist and being fighter“. Das Kickboxing ist seiner Kunst ähnlich, es geht darum bereit zu sein, um im richtigen Moment die richtige Entscheidung zu treffen. Auch seine künstlerische Arbeit aus Metall, Glas oder, wie in diesem Fall, Keramik, hat einen aktiven Charakter, seine Figuren scheinen oft Mitten in der Bewegung eingefroren. In dem Selfie von Matyáš und Azem setzt der Künstler zum Schlag an. Ob ihm das Trainig gefallen hat, frage ich ihn. Seine Antwort: „I love kickboxing!“.

Die Installation von Matyáš auf der Manifesta ist wie ein Standbild eines persönlichen Austauschs zwischen ihm und Azam und die Beiden stellen fest, dass sie sich gar nicht so unähnlich sind. Leidenschaft und Ehrgeiz bestimmen ihr Tun und da wird das Thema der diesjährigen Manifesta „What people do for money“ ganz nebensächlich.

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