Factorymanier in Shanghai – das Künstlerviertel M50

Kunst aus China wirbelt seit nun schon einigen Jahren gewaltig unseren westlichen Kunstmarkt auf. Einer der Hotspots für zeitgenössische Kunst in Shanghai ist das M50. Ein ehemaliges Fabrikgelände am nordöstlichen Stadtrand. Mehr als hundert Künstler haben dort ihre Ateliers oder Galerien – und meine Unterkunft lag zufälligerweise gleich daneben. Hier findet der Kunstliebhaber Malerei, Multimedia, Graffiti, Skulpturen und und und. So chinesisch, wie ich es mir vorgestellt habe, ist das Gelände allerdings nicht. Viele Kunstwerke stammen aus dem Westen oder sind in internationalen Kooperation entstanden.

Am vielversprechendsten: das Künstlerkollektiv Liu Dao, was so viel heißt wie „Insel Nr. 6“. Dahinter verbirgt sich eine von einem Franzosen zusammengetrommelte internationale Gruppe mit Fokus auf elektronischer Kunst. Sie fangen viel Zeitgeist ein und wirken dabei weder ernsthaft noch lehrhaft wie ein Obermeister, sondern sehr lustig.

Und wen findet man hier auch? Einen Deutschen! Klar, sie sind überall. Der Fotograf Jan Siefke hat Shanghai, seinen derzeitigen Wohnort, heute und vor 15 Jahren in Kontrast zueinander gestellt. Seine Ausstellung „Von hier aus die Welt sehen 2“ zeigt den bombastischen Bauboom und zeigt auch in detaillierten Beobachtungen, wie rasant sich eine Stadt verändert.

Viele der freigeistigen Künstler der Gründerzeit sind bereits weggezogen,  kommerzielle Galerien sind dazugekommen. Ein Gang übers M50 ist aber so und so lohnenswert. Sehr angenehm: das M50 ist man an einem Wochentag nicht so überlaufen wie die meisten Plätze und Sehenswürdigkeiten in Shanghai. Hier lässt es sich auch sehr gemütlich Kaffee trinken.

Funfact: Viele traditionellen Galerien legen klassische Musik auf.

Wer noch mehr Zeit im Gepäck hat, sollte die Power Station of Art und das Museum of Modern Art in Shanghai nicht verpassen.

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