Von Stefanie Witterauf
Selfie – ein so neues und doch nahezu abgenutztes Wort. Aus dem zeitgenössischen Wortschatz und Lebensalltag ist es nicht mehr wegzudenken. Aber die immer gleiche Pose? Wir bitten jeweils Künstler um ein Selbstporträt und ihre Gedanken, die ihnen beim machen durch den Kopf gehen.
„Für mich sind Selfies eine gute Möglichkeit, sich selbst als Objekt zu studieren. Ich fotografiere sehr gerne und viel mit meinem iPhone. Das vielleicht spannende, und wahrscheinlich auch langweilige am Selfie ist, dass man sich als Objekt immer zur Verfügung hat und man die völlige Kontrolle über die Entstehung, Inszenierung und das Ergebnis hat.“
Eigentlich weiß Rosa Frey, 25, schon ziemlich lange, dass sie ans Theater will. Doch zuerst studiert sie an der Ludwig-Maximillans-Universität (LMU) in München Nordamerikastudien und Theaterwissenschaft – um nach ihrer eigenen Aussage – den „beruflichen Inzest“ zu vermeiden. Gerade im künstlerischen Bereich ginge es sehr schnell, dass man im eigenen Kosmos hängenbleibt, meint sie. Das sei paradox, weil gerade die Kunst den Anspruch hat, über das Größere, Ganze und Gesellschaftliche zu reflektieren, obwohl die Kunstschaffenden selbst daran häufig gar nicht so sehr teilnehmen. „Generell glaube ich nicht, dass ein Mensch narzisstisch ist, wenn er viele Selfies von sich macht, sondern ein recht banaler Mix aus Gelegenheit und ritualisiertem Phänomen in einer extrem bebilderten Gesellschaft ist.“ Parallel zu ihrem Studium absolvierte Rosa Frey Regiehospitanzen und -assistenzen unter anderem bei den Münchner Kammerspielen, dem Volkstheater München und der Neuköllner Oper. Nachdem sie acht Jahre in München gelebt hat, ist sie diesen Herbst nach Berlin gezogen und versucht dem Kreativ-Klischee der Hauptstadt gerecht zu werden.
Vor einigen Jahren ist Rosa Frey das Buch „Strangeland“ in die Hände gefallen. Es ist eine Mischung aus Autobiografie und Textsammlung der Künstlerin Tracey Emin. Die Poesie, die Rosa als lustig und brutal zu gleich empfindet, lässt sie nicht mehr los. Die Thematik dreht sich um das Erwachsen werden, Frau sein, Sexualität, Liebe und zwischenmenschliche Begegnungen. Das ist der Grund für Rosa, aktuell ein Theaterstück auf Basis von „Strangeland“ auszuarbeiten.